herausgebildet hatten, als dies um die Mitte der fünfziger Jahre der Fall war.
In gewissem Zusammenhang mit der Romantik steht die Vorliebe für das Malerische in der Architektur.
Malerische oder auch Bildwirkungen können sich bei Bauwerken durch Formenreichtum und vielfältige Überschneidungen ergeben, die den Wechsel von Licht und Schatten begünstigen und harte Konturen zugunsten einer räumlich-plastischen vielgliedrigen und farbigen Gesamtwirkung zurücktreten lassen. Der malerische Reiz spätgotischer und barocker Bauwerke kann deshalb besonders groß sein. Im Innenraum wird der malerische Eindruck zumeist durch eine reiche Ausstattung begünstigt. Auch die Alterspatina kann malerische Effekte fördern. Ein weiteres wesentliches Element, das malerische Wirkungen hervor- rufen kann, ist die Verbindung von Architektur und Landschaft oder im Einzelnen von Gemäuer und Pflanzenwuchs. Die zuletzt genannten malerischen Wirkungen wurden insbesondere von der Romantik gefördert. Aus dem romantischen Naturgefühl und dem Sinn für fließende Übergänge war das Bestreben hervorgegangen, Landschaft und Bauwerk zu einem Gesamtkunstwerk zusammenzufügen, in dem das Bauwerk Teil der Landschaft ist. Im heutigen Sprachgebrauch wird ein solches malerisches Ensemble deshalb auch vielfach als romantisch bezeichnet. Im Zuge puristischer Erneuerungen historischer Denkmale gingen malerische Wirkungen vielfach verloren. Kuglers Kritik an der Restaurierung des Magdeburger Domes, aus der im Vorangegangenen zitiert wurde, berührt diese Zusammenhänge.
1852 veröffentlichte Kugler einen speziellen Beitrag „Über das Malerische in der Architektur“, er befaßte sich darin vornehmlich mit dem malerischen Wert barocker Bauwerke. 46
Der Sinn für diese Werte hatte ihm auch frühzeitig den Blick für die Schönheit alter städtebaulicher Anlagen geöffnet. Bereits 1832 schilderte er den Zauber des alten, um seine Kirchen gruppierten Halberstadt: „Den Mittelpunkt der Stadt um welchen sich die Wohnungen und die andern Kirchen umherlagern, bildet der schöne, gotische Dom; er liegt auf einer Anhöhe, und die Verbindung des altertümlichen Domplatzes mit einem großen Teile der Stadt wird nur durch verschiedene Treppen zuwege gebracht. Die hüglige Lage von Halberstadt verbietet schon von selbst jene langweilige Regelmäßigkeit, der ich wenigstens in den Straßenanlagen neuerer Städte nicht allzuviel Geschmack abgewinnen kann; die Häuser sind oft ganz malerisch und seltsam heimlich zusammen, — ich möchte sagen, ineinander gebaut, und nicht selten sieht man eine der' größeren Kirchen als den Hintergrund des hübschen Bildes. Dieser malerische Eindruck wird durch den eigentümlichen Charakter der älteren Häuser noch erhöht, welche durchweg in Fachwerk erbaut sind“. 47
Fontanes Freude an der malerischen Wirkung historischer Denkmale äußert sich bei der Beschreibung historischer Innenräume, einzelner Bauwerke und städtebaulicher Anlagen.
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