ja sogar eine gewisse Vorliebe für die barocke Welt, zeigen seine Beschreibungen barocker Innenräume, wie er sie in den Schlössern von Oranienburg, Rheinsberg, Köpenick oder Buch gesehen hat. In Köpenick lobt er die Stattlichkeit der gesamten architektonischen Anordnung und Einrichtung im Innern. 68 In der Beschreibung des Schlosses Buch in der Erstausgabe der „Wanderungen“ heißt es: „Die Rokokozeit, draußen in der Welt seit hundert Jahren begraben, hiert tritt sie uns in aller Ächtheit entgegen, und könnten die Gestalten aus ihren Rahmen heraustreten, sie würden sich nicht verwundert umschauen in diesen Räumen, in denen Stoff und Form, Schmuck und Kunst, alles beim Alten geblieben. Porzellanomamente, mit denen der Geschmack unserer Urgroßväter die Zimmereinrichtung zu verzieren liebte, haften noch in Gestalt von Knöpfchen und Täfelchen, von Blatt und Figur an Tischen und Kästen und in den obem Zimmern teilen sich schwere Kachelöfen auf Eichenfüßen ruhend und große Himmelbetten mit Zitzgardinen in die Herrschaft des Raumes.“ 69
Diese Passage ist auch in der Auflage von 1865 noch enthalten. Später wurde sie herausgekürzt.
Mit dieser liebevollen Wiedergabe einer barocken Ausstattung folgt Fontane zwar den erwähnten Tendenzen der Wiederbelebung von Rokokoformen im zeitgenössischen Kunsthandwerk, besonders im Mobiliar, aber es sind vor allem eigene Ambitionen im Spiele. Sie treten deutlich in den ausführlichen Beschreibungen der Deckenmalereien in den Schlössern von Oranienburg, Rheinsberg und Caputh in Erscheinung. Im Vergleich mit entsprechenden zeitgenössischen Bemühungen hebt er den künstlerischen Wert dieser Deckenbilder hervor.
In Caputh hat er besonders an den kleineren Deckenbildem in den Nebenräumen Gefallen gefunden: „Ich schwelgte im Anblick dieser wonnigen Nichtigkeiten. Kaum ein Inhalt und gewiß keine Idee, und doch, bei so wenigem so viel! [...] welche Technik, welche Sicherheit und Grazie. Wie wohltuend das Ganze, wie erheiternd. Jetzt setzen die Künstler ihre Kraft an eine Idee und bleiben dann, neunmal von zehn, hinter dieser und oft auch hinter sich selbst zurück.“ 70
An anderer Stelle, ebenfalls im Zusammenhang mit den Caputher Deckenbilden, geht er auf das Malerische des Barockstils ein: „Dies Betonen des Koloristischen lag ja im Wesen der Renaissance [gemeint Barock], die selbst malerisch in ihren Formen wie kein anderer Baustil, es liebt, die Farbe sich dienstbar zu machen.“ 71 Auch hier wieder zeigt sich sein Verständnis für den Barockstil. In der Beschreibung der Deckenmalerei im Teezimmer des Schlosses Oranienburg heißt es: „Die Malerei ist vortrefflich, man erkennt durchaus die gute holländische Schule, und viele unserer Maler werden von Glück sagen können, wenn ihre Deckengemälde sich nach 150 Jahren und länger in ähnlich guter Weise präsentieren.“ 72 In Rheinsberg bezeichnet er das große Deckengemälde von Pesne im Konzertsaale als Hauptsehenswürdigkeit „und wie immer man auch über pausbäckige Genien und halbbekleidete Göttinnen den-