Du fandst in der Welt nichts so zu rühmen
Als Oppen und Groeben und Kracht und Thümen,
An der Schlachten und meiner Begeisterung Spitze Marschierten die Pfuels und Itzenplitze,
Marschierten aus Uckermark, Havelland, Barnim Die Ribbecks und Kattes, die Bülow und Arnim,
Marschierten die Treskows und Schlieffen und Schlieben —
Und über alle hab ich geschrieben.
Dabei hat er zweifellos manchem Krautjunker zu poetischem Glanz verholfen (und wenn es dadurch geschah, daß er deren Briefen erst einmal „den Stil anputzte“, bevor er sie abdruckte!). Freilich gleichen diese märkischen Lokalmatadoren jenen Insekten, die ein Zufall in ein Stück Bernstein eingeschlossen hat und die nur so eine Chance hatten, überhaupt — und noch dazu als Schmuckstück — auf die Nachwelt zu kommen. Sie waren borniert genug, diese Ehre nicht zu schätzen. Nachdem Fontane im Kapitel „Alt-Geltow“ über einen gewissen Karl von Meusebach referiert hatte, der 1862 im Irrenhaus gestprben war, erhielt er prompt (wie aus einem Schreiben an Mathilde von Rohr vom 26. März 1874 hervorgeht) „einen Klagebrief von einer Frau v. Witzleben, geb. v. Meusebach, aus Potsdam, die sich bitter beschwerte über das, was ich über ihren verstorbenen Bruder geschrieben habe. Er war schließlich absolut verrückt; ich nenne ihn einen ,Mann von Genie und Exzentrizität 1 '; das ist nun der Dank dafür.“ Statt ihm —wie er im gleichen Brief ironisch konstatiert — „ein Denkmal [zu] errichten oder eine .Stiftung 1 für meine Kinder ins Leben [zu] rufen“, kam man ihm häufig genug mit Vorurteilen entgegen (wobei er sich durchaus bewußt war, daß er „um kein Haarbreit introduzierter oder empfohlener als irgendein Feuer- oder Hagelassekuranz-Agent“ in den Herrenhäusern auftauchte). Im Mai 1889 — obwohl vom Projekt der Bredow-Geschichte völlig fasziniert — schreibt er an seine Tochter: „...dies Vorfahren von einer Schloßrampe auf die andre hat für einen Siebziger doch sein Unbequemes. Dabei ist das Schriftstellermetier und der Zweck, zu dem man kommt, mehr oder weniger verdächtig. ,Was will er eigentlich? Da steckt gewiß was dahinter. Solch Berliner Skriblifax kann sich doch nicht für unsre Schafställe interessieren. Kunst, Bilder-Inschriften ? Kunst gibt es hier nicht, und um das Bild Von Tante Rosalie mit ihrer weißen Tüllhaube kann er doch unmöglich kommen. 1 Die märkischen Edelleute sind sehr gute Menschen,' aber sie haben den allgemein märkischen Zug des Argwohns, der Nüchternheit und des Nichtbegreifenkönnens eines reinlichen, über den äußerlichsten Gewinn und Vorteil hinausgehenden Wollens.“
Ebendieses Mißtrauen des Adels („Soupgon“ pflegte Fontane zu sagen), ja auch die demonstrative Reserve, mit der das offizielle Preußen den fünfundsiebzigsten Geburtstag des Autors „vergaß“ („Aber die zum Jubel tag kamen, ' Das waren doch sehr, sehr andre Namen“, fährt er nach den oben zitierten Versen fort), bestätigen, daß Fontane zur politisch-historischen Aufwertung der Mark Brandenburg kaum bei-
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