Autors war — inzwischen beantwortet: das Proletariat hat sich in beträchtlichen Bereichen dieser Welt nicht nur etabliert, sondern längst stabilisiert, und die' Arbeiterklasse hat in einem Teil Deutschlands seit 1945 konsequent auch jenen „Borussismus“ ausgerottet, den Fontane gründlich verabscheute. Der „vierte Stand“, auf den der alte Fontane — ohne seine „novellistische Vorliebe“ für die besten Exemplare unter den „Märkischen von Adel“ ganz aufzugeben — seine menschlichen Hoffnungen setzte, vollstreckte in der ehemaligen Mark Brandenburg, was ihr Chronist in seinen späten Tagen forderte: „...das aber, womit am ehsten (weil unerträglich geworden) gebrochen werden muß, ist der Militarismus.“
Fontanes Mark ist Teil eines sozialistischen Staates, und die Nachkommen seiner Kutscher und Kossäten, seiner Torfstecher und Ziegelbrenner sind seine neuen Leser. Sie rezipieren die „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ aus gänzlich veränderter Sicht, die freilich dem alten Fontane so fremd nicht mehr war. Der Leser, der heute — von der Lektüre seiner Romane angeregt, als Vor- und Nachbereitung eines Urlaubs oder einer Wochenendfahrt in der Mark — in die „Wanderungen“ hineinschaut, entdeckt die grundlegenden Veränderungen seit der „Fon- tane-Zeit“, aber er findet sich oft auch in frappierender Übereinstimmung mit Darstellung und Meinung des Reporters aus dem vorigen Jahrhundert. Und so läßt sich in Abwandlung eines berühmten Fontane- Wortes sagen: „Für das Neue sollen wir recht eigentlich leben, aber das Alte — „soweit es Anspruch darauf hat“ und soweit es unser Selbstverständnis befördert — können wir durch Fontanes kundiges Werk lieben lernen.
Christel Läufer (Berlin)
Zur Geschichte der Verzeichnung von Fontane-Handschriften*)
2.1. Die Verzeichnung bis 1945
In Archiven und Bibliotheken existieren noch heute Zeugen der Sorgfalt, mit der Fontane seine Manuskripte aufzubewahren pflegte, sachlich und chronologisch geordnet, mit Streifbändern und erläuternden Aufschriften versehen, wurden sie abgelegt. Daß Fontane eine Registratur seiner Handschriften vorgenommen oder geplant hätte, darüber ist jedoch nichts bekannt geworden.
*) Aus der Dissertation von Christel Läufer: „Vollständige Verzeichnung und Erschließung der Werkhandschriften .Unwiederbringlich“, ,Effi Briest“, ,Der Stechlin“ von Theodor Fontane.“ Berlin, Deutsche Akademie der Wissenschaften, For- sChungsbereich Gesellschaftswissenschaften, Zentralinstitut für Literaturgeschichte. Bd. "1. 2. Berlin, 7. 5. 1973. — Forts, des Beitrages von Christel Läufer: „Der handschriftliche Nachlaß Theodor Fontanes.“ — In: Fontane-Blätter, Bd. 3, H. 4 (Heft 20 der Gesamtreihe) 1974, S. 264-287.
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