Heft 
(1975) 21
Seite
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Auch die testamentarisch eingesetzte Nachlaßkommission hat es offenbar nicht als Aufgabe empfunden, die nachgelassenen Fontane-Handschriften in irgendeiner Form zu katalogisieren.

Friedrich Fontane hat sich dann dieser Aufgabe angenommen, vermutlich notgedrungen, da Anfragen bezüglich der Handschriften vorzugsweise an ihn gerichtet wurden, in dessen Wohnung sich die gesamte Hinterlassen­schaft Fontanes befand, nachdem Emilie Fontane im Jahre 1899 zu ihrem Sohn gezogen war. 1 Das Fricke-Verzeichnis von 1937, 2 in dem die Karteien Friedrich Fontanes angeführt sind, gibt einen Eindruck von dem Umfang, den Friedrich Fontanes Erschließungsbemühungen im Laufe der Jahre angenommen hatten. Bedauerlicherweise ist heute nichts mehr davon erhalten, sämtliche Karteien sind dem zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen.

Die erste Registratur~von Fontane-Handschriften in einer öffentlichen Einrichtung ist dagegen erhalten geblieben. Es handelt sich um die Inventarisierung der dem Märkischen Provinzialmuseum im Jahre 1903 geschenkten Werkhandschriften. Sie wurde am 30. Juli 1903 im Inventar­buch XVi vorgenommen; 3 unter der laufenden Nummer 250 wurden nur die Titel der einzelnen Manuskriptkonvolute verzeichnet. Eine detaillierte Aufschlüsselung des Bestandes ist nicht erfolgt. Es sei angemerkt, daß die Forschung von den Inventarbüchern des heutigen Märkischen Mu­seums als Quellendokumente bisher kaum Kenntnis genommen hat.

Als erstes publiziertes Verzeichnis von Fontane-Handschriften für die wissenschaftliche Benutzung ist der zwei Seiten umfassende Fontane- Artikel in dem Standardwerk von Wilhelm Frels 4 anzusehen, der durch die Zeitereignisse inzwischen allerdings vielfach überholt ist. Frels ver­mittelt den Stand von etwa 1930. Für die Angaben über den Handschrif­tenbestand des Märkischen Museums und dem der damaligen Preußischen Staatsbibliothek ist er den Aufzeichnungen von Kurt Schreinert ver­pflichtet. 5 Einleitend vermerkt Frels ohne nähere Details, daß sich die Hauptmasse des Nachlasses im Berliner Märkischen Museum befindet, dann verzeichnet er Einzelhandschriften und Briefe; für die Anordnung der Handschriften ist der Besitzstand maßgebend, die Reihenfolge der Aufzählung wird vom Alphabet der Ortsnamen bestimmt. Bei den Einzelhandschriften handelt es sich vor allem um Gedichte, die nur in einigen Fällen durch die ^Titelangabe genauer bezeichnet sind. Die Briefe, anzahlmäßig erfaßt, werden fast immer durch den Empfängernamen gekennzeichnet, die Angaben zum Datum schwanken zwischen summa­rischen Jahreszahlen und Anführung der drei konkreten Einzelfaktoren des Briefschreibezeitpunkts, wobei erstere überwiegen.

Frels beschließt seinen Fontane-Artikel mit der damals hochaktuellen Anmerkung, daß der im Familienbesitz befindliche Teil des Nachlasses im Oktober 1933 in Berlin versteigert worden ist, womit er auf die nur noch relative Gültigkeit seiner Angaben selbst hingewiesen hat.

Die von Frels angeführte Versteigerung hatte die Berliner Autographen­handlung Hellmut Meyer & Emst im Auftrag der Fontane-Erben über-

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