nie erschienen. Und doch blieb Fontanes Absicht nicht ganz ohne Folgen. Zwar sind die „Inschriften und Sprüche“ im Werkregister der Sammlung der Briefe an seine Freunde, in der die Schreiben an Witte und Storm erstmals 1910 veröffentlicht wurden, unter den begonnenen, aber nicht vollendeten Werken genannt 3 . Dennoch scheint der nicht ausgeführte Plan zu einer Verwechslung Anlaß gegeben bzw. mit beigetragen zu haben, so daß Fontane eine Publikation zugeschrieben wurde, deren Herausgeber er nachweislich nicht ist. Es handelt sich um die Sammlung „Deutsche Inschriften an Haus und Gerät. Zur epigrammatischen Volkspoesie“, die zuerst 1865 herauskam und es bis 1888 auf fünf Auflagen brachte. Das Büchlein, das Inschriften aus dem gesamten deutschen Sprachgebiet enthält, erschien anonym. Doch kann man aus Joseph Kürschners „Deutschen Literatur-Kalender“, Jg. 11 (1889) entnehmen, daß als Herausgeber der Berliner Amtsgerichtsrat Ludwig Forck (gest. 1894) verantwortlich zeichnete.
Schon Otto Franz Gensichen, der mit Fontane in Verbindung stand und vielleicht aus dessen eigenem Bericht von dem „projektierten Inschriftenwerk“ wußte, zählte in seinem Fontane-Artikel von 1876 zu den Werken Fontanes auch jene „Deutschen Inschriften an Haus und Gerät“ 4 . Man könnte indessen dieses Versehen mit Stillschweigen übergehen, wenn nicht die Forcksche Ausgabe auch noch in einer unlängst erschienenen, sonst sehr gediegenen Bibliographie wiederum Fontane zugeschrieben wäre. Sind doch die „Deutschen Inschriften an Haus und Gerät“ in dem Verzeichnis „Erstausgaben deutscher Dichter“ von G. von Wilpert und A. Gühring (1967) unter den Erstausgaben der Werke Fontanes mit angeführt, mit dem Hinweis, daß das Bändchen anonym herauskam 5 .
Es sei, nicht zur Entschuldigung, aber vielleicht zur Erklärung dieser Verwechslung, hinzugefügt, daß Forcks „Deutsche Inschriften“ in Berlin im Verlag von Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung) erschienen 8 , der nicht nur Fontanes „Gedichte“ sondern auch die „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ und verschiedene andere Werke des Dichters verlegte. Auch das mag Anlaß zu der Annahme gegeben haben, die Inschriftensammlung stamme von Fontane.
— Dr. Joachim Krueger —
Anmerkungen
1 Fontanes Briefe ln zwei Bänden. Ausgewählt und erläutert von Gotthard Erler. Bd. 1. Berlin und Weimar 1968, S. 138 f. (Bibliothek deutscher Klassiker). — Die Hervorhebungen stammen von Fontane.
2 Fontane Briefe, Bd. 1, S. 141 f.
3 Briefe Theodor Fontanes. Zweite Sammlung. Hrsg.: Otto Pniower und Paul Schlenther. Bd. 2. Berlin 1910, S. 499.
4 Gensichen, Otto Franz: Der Dichter der Mark. In: Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft. [Jg.] 1876, Bd. 2, S. 938.
5 Wilnert Gero von und Adolf Gühring: Erstausgaben deutscher Dichter. Eine Bibliographie zur deutschen Literatur 1600-1960. Stuttgart 1967, S. 335.
6 Später ließ Ludwig Forck bei Wilhelm Hertz noch zwei ähnliche Sammlungen erscheinen: „Wahl- und Wappensprüche“ (1880) und „Urväter-Hausrat in Spruch und Lehre“ (1885).
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