Den zweiten Grundsatz betont Fontane in einem Brief an Georg Fried- laender vom 14. 1. 1892; darin berichtet er über die Frau seines Sohnes Theodor, von der er sagt, daß sie ihm gefalle, seiner Frau aber nur mit Einschränkung. Fontane bemerkt dazu: „Es kann nur darauf ankommen, daß man an der Stelle, wo man steht, seinen Platz ausfüllt.“ Im Nachsatz klingt dann sogar der Titel des Entwurfs „So oder so?“ an: „in den Geschmack und die Vortrelllichkeitsschablone, die der eine so, der andre so mitbringt, immer hineinzupassen, ist nicht nötig“ 53 .
Freilich ist damit noch nicht die Stufe des „Stechlin“ erreicht, auf der Fontane die Glücksproblematik aus dem nur individuellen Bezug herauslöst und dem „Gesetzlichen“ unterordnet. Doch bereitet sich diese „Stech- lin“-Lösung in der Frage „Wirst Du Dich einreihen?“ vor.
Der Entwurf hat einen Umfang von sechs Blatt und stellt ein Expose der Handlung dar, die sechs Situationen durchläuft. Es gibt drei Haupt- und zwei Nebenpersonen. Das „Lied“ des Schriftstellers dient als 'Leitmotiv.
Die Entstehungszeit des Entwurfes läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Vermuten kann man, daß die Bezeichnung „Tyrtäus“ auf Fontane selbst bezogen ist und auf seine Kriegsbücher anspielt. Da das Buch über den „Schleswig-Holsteinischen Krieg“ (erschienen 1866) wohl nicht ausreichen dürfte, um dem Verfasser den Ehrennamen eines Tyrtäus einzutragen, so wären auch die beiden anderen Kriegsbücher als erschienen vorauszusetzen: „Der deutsche Krieg von 1866“ (1870/71 herausgekommen) und „Der Krieg gegen Frankreich 1870-1871“ (erschienen 1873-1876). Dann könnte der Entwurf aus der Mitte der siebziger Jahre stammen, aber auch später niedergeschrieben sein. Man möchte annehmen, daß er etwa zur selben Zeit entstanden ist wie „Allerlei Glück“ (1877/78). Beweisen läßt sich das allerdings nicht.
Aus dem vierten Entwurf können wir entnehmen, daß Fontane einen Roman plante, in dem ein Knabenleben geschildert werden sollte. Der Entwurf führt uns in eine Welt der Bedrückheit und des physischen und moralischen Unvermögens. Ähnlich wie in „Mathilde Möhring“ wird der Versuch unternommen, Armut und Mangel, kleine und erbärmliche Verhältnisse zu überwinden oder sich doch als Mensch in ihnen und gegen sie zu behaupten. Wie dieser Versuch im ganzen ausgehen wird, läßt sich nicht sagen, da nur drei Episoden geschildert werden: eine verträumte Fahrt auf der Außenalster, die mutige Etablierung als Maler und schließlich die bespöttelte und mit Undank belohnte Rettung zweier Menschen.
Der Entwurf, der nur vier Blatt umfaßt, besteht z. T. aus skizzenhaften Andeutungen, geht aber z. T. auch in genauere Ausführung über. Leider bietet der Inhalt keine Anhaltspunkte, um den Entwurf zu datieren. Wie bei „Die Bekehrten“ darf man die Bezeichnung „neuer Roman“ wohl so deuten, daß, als der Entwurf entstand, mindestens ein Roman vorlag bzw. beinahe vollendet war. D. h. der Entwurf dürfte frühestens nach Abschluß der Arbeit an „Vor dem Sturm“ (Frühjahr 1878) oder kurz zuvor zu Papier gebracht sein.
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