Angst vor der Entdeckung nach dem Ehebruch verfolgt sie das Spukhafte, durch den Chinesen symbolisiert, sogar nach Berlin und vollzieht seine Wirkung in dem Duell und in Effis Verstoßung. Als Leitmotiv funktioniert der Spuk, indem er geisterhaft auftauchend und wieder verschwindend den ganzen Roman durchzieht. Die dahinter verborgene Angst-Spannung spürt man als Hinweis auf den Spuk, ehe er als solcher zum Vorschein kommt, sobald die ersten Schritte getan werden, Effi in eine ihrer Natur fremde Ordnung hineinzuzwingen. Der Spuk ist mit Eifis Rolle als Frau Baronin von Innstetten verknüpft, einer Rolle, die sie im Wesentlichen, wenn auch unbewußt, abschreckt.
Als Gegenmotiv zu dem mit Angst und Gefahr verbundenen Spuk stehen Rollo und seine menschliche Parallele Roswitha. Beide gewähren Effi die ihr so notwendige Treue und Sicherheit; beide stehen abseits der gesellschaftlichen Ordnung; beide sind Naturwesen, wie Effi selbst. Von dem Moment an, da Elfi das verwünschte Haus betritt, schenkt Innstetten ihr Rollo als Schutz. Innstetten selbst sagt: „...Rollo ist ein Kennner. Und solange du den um dich hast, solange bist du sicher und kann nichts an dich heran ...“ 16 Die erste Beschreibung von'Roswitha weist auch auf ihre Zuverlässigkeit hin, denn sie hat „gute braune Augen, die einen treu und zuversichtlich ansehen. Aber ein klein bißchen dumm .“ 17 Rollo findet Roswitha von der ersten Begegnung an sympathisch, anscheinend ihre Gleichgesinntheit spürend: „Als sie jetzt schwieg, erhob er sich, ging einen Schritt vor und legte seinen Kopf auf ihre Knie .“ 18 Hier weist Fontane auf das geheime Band der zwei Kreaturen, die auf sich nehmen, Effi Schutz und Treue zuzusichern. Abwechselnd oder zusammen finden wir Rollo und Roswitha bei Effi, wenn sie Gesellschaft oder Hilfe braucht. Von den zwei „Schutzpatronen“ dominiert Rollo, da er Effi vom ersten Schritt ins Unheil bis zu ihrer völligen Erlösung davon begleitet.
Nach dem ersten Kennenlernen ist Rollo ständig bei Effi; obwohl seine Treue ihn besonders auszeichnet, scheint er auch ihre anderen Bedürfnisse zu spüren. Von der ersten Begegnung steht geschrieben: „Und als diese ihm die Hand hinhielt, umschmeichelte er sie .“ 19 In dem Moment braucht Effi Rollos Huldigung und Spielerei. Vor der ersten „wirklichen“ Erscheinung des Spukes liegt Rollo schon vor Effis Zimmertür, wenn sie schlafen geht. Sie fühlt sich nicht nur einsam, als Innstetten zum ersten Mal weg ist, sondern auch besonders fremd in dem neuen Haus. „Ich habe solche Sehnsucht, und ... ich habe solche Angst .“ 20 Wenn der Spuk „kommt“, wird Rollo seiner auch gewahr, aber er verläßt Effi nicht, sondern bemüht sich, sie zu beruhigen und zu beschützen: „Aber eben dieser Moment höchster Angst war auch der ihrer Befreiung, denn statt etwas Schrecklichem kam jetzt Rollo auf sie zu, suchte mit seinem Kopf nach ihrer Hand und legte sich, als er diese gefunden, auf den vor ihrem Bett ausgebreiteten Teppich nieder .“ 21 Rollo sorgt für Effi, und sie schätzt seine Gesellschaft, aber dadurch fühlt sie sich desto mehr von Menschen, besonders von ihrem Mann, verlassen. Wenn Innstetten
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