Innstetteos Äußerung kann von dem wissenden Leser als zweideutig interpretiert werden: . du kannst es dir gutschreiben, wenn es etwas
Gutes ist.. ,“ u Was Innstetten zu Anni sagt, wenn das Kind sich verletzt hat, wirkt sowohl durch die Tiefe der tragischen Ironie, wie auch durch die einen Hinweis enthaltende Qualifizierung: „wenn die Mama dann kommt, dann ist alles wieder in Ordnung oder doch beinah.“'' 2
Im Zusammenhang mit Crampas’ Äußerungen und den Bemerkungen anderer über ihn innerhalb eines Gesprächs wird nicht nur der Ehebruch angedeutet, sondern auch Crampas’ künftiger Tod. Crampas erzählt Innstetten und Elfi von dem kommenden „Prachtwinter“. Weil Effi sich von dem Leichtsinn liebenden Crampas angezogen fühlt, indem er ihr geistig verwandt scheint, hält sie ihn für gefährlich. Ein Gespräch zwischen Crampas und Effi während einer Reitpartie ergibt sidi als besonders aufschlußreich. Effi sagt zu ihm: „Sie hielten es für ganz in der Ordnung, wenn ich Ihnen eine Liebeserklärung mache.“ 43 Er antwortet: „Gedanken und Wünsche sind zollfrei.“ Crampas’ Bemerkungen, besonders die Geschichte von dem Kalatravaritter, enthalten Anspielungen, die in eine Richtung zielen: Er will in verschleierter Form Effi seine Gefühle deutlich machen. Wenn das Verhältnis zwischen Effi und Crampas sich schon entwickelt hat, nennt er Effi in einem Brief an Innstetten seine „liebenswürdige Gönnerin“, sparsam, aber als Hinweis genug.
Verhüllte Verweise auf das Duell und Crampas’ Tod treten dem Leser besonders in Gesprächen zwischen Crampas und Innstetten vor Augen. (Kap. 16 und 17.) Einmal sagt Crampas von sich selbst: „Wer für den Strick geboren ist, kann im Wasser nidit umkommen... Es steht mir nämlich fest, daß ich einen richtigen und hoffentlich ehrlichen Soldatentod sterben werde.“ 44 Später sagt Innstetten: „Sie... denken, der Himmel wird nicht gleich einstürzen. Nun, gleich nicht. Aber mal kommt es.“ 4fl Die Frau Ritterschaftsräün Padden wiederholt fast genau Huldas Worte zu Effi, aber in bezug auf Crampas: „...ein schöner Mann. Ein bißchen zu sicher. Und Hochmut kommt vor dem Fall.. .“ 4G Der bildhafteste, für den Leser zugleich zutiefst symbolische Hinweis scheint auch Effi auf die Zukunft zu deuten. Während eines Urlaubs mit Innstetten in Saßnitz stoßen die zwei auf „Opfersteine“; Effi sieht mehr als einen Zufall darin, denn sie sagt: „Hier ist mir, als ob ich in meinem ganzen Leben nicht mehr lachen könnte und überhaupt nie gelacht hätte.. .“ 47 AIS prägnanteste Deutungen auf das Verhältnis zwischen Effi und Crampas kann man die symbolischen oder wenigstens teilweise symbolischen Hinweise bezeichnen. Das Schauspiel „Schritt vom Wege“, in dem Effi die Hauptrolle spielt und dessen Regie Crampas übernimmt, bedarf keiner Erklärung. Wenn Effi von dem Stück spricht, beleuchtet sie auch ihre eigene Situation: „... man muß dann spielen wie er will, und hicht wie man selber will.“ 48 Und die Bemerkung des Erzählers weist auf die kommende Tatsache: „Der ,Schritt vom Wege“ kam wirklich zustande .. .“ 4y Die auf Effi und Crampas wirkenden äußeren Einflüsse tragen dazu bei, d°n Leser auf das immer näher rückende Verhängnis vorzubereiten. Wo Effi und Crampas zusammen im Kieferwald reiten, zwingt die Enge des
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