Heft 
(1976) 23
Seite
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aus an seine in Berlin zurückgebliebene Frau:Nach Tisch plauderte der Schulmeister beinah zwei Stunden mit mir; ein ganz netter Mann, der mir auch den Novellenstoff in aller Seelenruhe vortrug. Ich ver­schwieg ihm aber, daß ich vorhätte, darüber zu schreiben. Auch die Formation des Gebirges hat er mir mit großer Klarheit auseinander­gesetzt, besser als ein geognostischer Professor.

Paul Holz (Storkow)

..., das war der Fürst von Werle

Nachforschungen und Anmerkungen zu einem Leberreim in Fontanes Cecile

Mit Weihnachtswünschen eines guten Bekannten, der auch Leser unse­rer Fontaneblätter ist, kam die Bitte um Auskunft über die Fürsten von Werle, von denen Fontane in einem Leberredm seiner Novelle Cecile sagt:

Der kleinste Fürst im Deutschen Reich, das war der Fürst

von Werle,

Der kleinste Fisch in Bach und Teich ist immer noch die

Schmerle.

Außerdem hatte mein Fontanefreund noch einen besonderen Grund für seine Anfrage: In seiner Jugend hatte er in seiner Geburtsstadt Bützow in Mecklenburg von einen kleinen Gutshof gehört, der in der Nähe der Stadt, einige Kilometer nach Rostock zu, in einer Schleife der Warnow liegt. Hier soll in einer Burg Werle der letzte Wendenfürst getötet worden sein. Daß es zu dieser Frage kam, wird dadurch noch verständ­licher, als die Kommentare in den verschiedensten Ausgaben der Novelle soweit überhaupt vorhanden wenig auskunftsreich und recht ver­schieden sind. Nun erscheint es zwar wenig bedeutungsvoll, dem Sinn und der Wahrheit dies'es Reimes und seinen Widersprüchen nachzugehen, ist doch auch die Situation beim Mittagsmahl imRegenstein beim Präzeptor so gelöst, um beim Leberspiel auf tiefere Betrachtungen zu führen, wo man beim wohlschmeckenden Gericht mit Schmerlen nach Reimen auf diesen Fischnamen sucht. Gewiß mag dieser den Höhepunkt des Ratens bilden, den Fontane den alten Gelehrten sprechen läßt mit einemAnflug von historischer Weihe, wobei etwas Leuchtendes auf seiner Stirn lag. So fragt es sich, ob die Fürsten von Werle nur des Reimes wegen genannt sind, daß also an dieser Stellekein WiSsenskram die Phantasie und die heitere Stimmung zügeln sollte und durfte, oder: ob der Dichter hier etwas aussagen will, Geschichtliches und Erforschtes, aus Urteilen, Meinungen und Gedanken anderer.

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