Heft 
(1976) 23
Seite
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bedeutende Archiv erfreut sich großer internationaler Anerkennung. Es unterstützt die örtlichen Organe sowie Kultur- und Bildungseinrichtungen bei der Pflege und Propagierung des Realismus des 19. Jahrhunderts. Es hat nunmehr durch Zuweisung neuer Räume eine würdige Wirkungs­ stätte erhalten, in der Literaturwissenschaftier aus vielen Ländern Quel­ lenmaterial für ihre Arbeit finden.

Das ehemalige Brandenburgische Schrifttumsarchiv

1935 erwarb die Brandenburgische Provinzialverwaltung aus dem Besitz der Erben Theodor Fontanes das Fontane-Archiv, das der Brandenbur- gischen Landesbibliothek angeschlossen wurde. Das Fontane-Archiv wurde der Kembestand des Brandenburgischen Schrifttums-Archivs. Bei der Übernahme des Fontane-Archivs durch die Deutsche Staatsbibliothek am 1. 1. 1969 (1965 hatte die Deutsche Staatsbibliothek ihre Fontane-Hand­ schriften dem Fontane-Archiv bereits als Dauerleihgabe übergeben, die 58 Prozent des Gesamtbestandes ausmachten) wurden die noch vorhan­ denen 566 Autographe des ehern. Brandenburgischen Schrifttums-Archivs (Alexis, Dehmel, de la Motte Fouque, K. G. Heun, gen. Clauren, Hau­ wald, Spielhagen, Niendorf u. a.) deren Handschriften-Abteilung mit den Katalogen übergeben.

Das Kochbuch der Stiefgroßmutter Fontanes

Obschon dieFontane-Blätter nicht dazu bestimmt sind, daß man darin alte Kochbücher anpreist, sei es ausnahmsweise und der Kuriosität halber erlaubt, auf eine Publikation aufmerksam zu machen, die nicht nur den Fontane-Freund, sondern auch den Kulturhistoriker interessieren wird.

Im Jahre 1903 erschien nämlich im Verlag F. Fontane & Co. in Berlin ein Buch folgenden Titels*):

Wie man in Berlin zur Zeit der Königin Luise kochte. Ein gastro­ nomischer Beitrag nach den im Jahre 1795 niedergeschriebenen Aufzeichnungen von F. C. Fontane, geb. Werner.

Aus dem Vorwort, das Theodor Fontanes Schwestern Jenny Sommerfeldt und Eliese Weber unterzeichnet haben, entnehmen wir, daß die Verfas­ serin der Aufzeichnungen, Auguste Wilhelmine Friederique Charlotte Fontane, die dritte Frau von Fontanes Großvater, Pierre Barthelemy Fontane (1757 bis 1826), war. Sie starb 1843. Obgleich nun die Heraus­ geberinnen die Autorin als ihretreffliche Großmutter bezeichnen, so nahm in Wirklichkeit Friederique Charlotte Fontane nur deren Stelle ein. Denn nicht die dritte, sondern die erste Frau des Großvaters war ihre leibliche Großmutter. Fontanes Vater stammte nämlich aus der ersten, 1790 geschlossenen Ehe des Großvaters mit Louise Sophie Deubel (geb. 1758). Die erste Frau starb aber schon 1797, gut ein Jahr nach der Geburt

) Meiner Kollegin, Frau Jutta Exinger, danke ich dafür, daß sie mich auf das Buch aufmerksam gemacht hat.

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