Hans-Joachim Konieczny (Anröchte)
Theodor Fontane und „Westermann’s illustrirte deutsche Monats-Hefte“ *
Ein Beispiel für Fontanes Erzählwerk in zeitgenössischen Zeitschriften.
Das Thema „Fontanes Erzählwerk in zeitgenössischen Zeitschriften“ wird in nachfolgenden Ausführungen abrißhaft erörtert. Es sollen in knapper Form die außerliterarischen Bedingungen des Vorabdrucks der Erzählwerke Fontanes dargestellt und an dem Beispiel der Beziehungen des Dichters zu den in Braunschweig erscheinenden „Westermanns illustrierten deutschen Monatsheften“ konkretisiert werden. 1 Es ist bekannt, daß Fontane die Mehrzahl seiner nach 1878 publizierten Erzählwerke zunächst in Presseorganen erscheinen ließ, um sie danach in Buchform auf dem literarischen Markt veröffentlichen zu können. 2
Diejenigen Presseorgane, in denen Fontane seine Erzählwerke einem breiten Publikum vorstellen ließ, lassen sich folgendermaßen gruppieren:
1. Monatsschriften („Nord und Süd“, „Westermanns illustrierte deutsche Monatshefte“, „Deutsche Rundschau“) 3
2. Unterhaltungs- und Familienzeitschriften (u. a. „Uber Land und Meer“ [Deutsche Romanbibliothek], „Die Gartenlaube“) 4
3. Tageszeitungen („Vossische Zeitung“) 5
Die den genannten Blättern immanenten periodikalischen Gesetzmäßigkeiten und die Charakteristika ihrer auf spezifische Leserschichten zugeschnittenen programmatischen Aussagen des von ihnen repräsentierten literarischen Geschmacks erlauben die These, daß genannte Faktoren den Vorabdruck literarischer Werke beeinflußten, und Schriftsteller diese Prämissen zu beachten hatten.
Der beschriebene Zusammenhang muß um den ökonomischen Aspekt der Vorabdruckpraktien literarischer Werke ergänzt werden. Er bildet gewissermaßen die Folie des konkretisierbaren Gesetzes von Angebot und Nachfrage des literarischen Marktes im ausgehenden 19. Jahrhundert. Das Zusammenwirken genannter Faktoren ließe sich — ergänzt um andere Bedingungen — als literarische Interaktion definieren, in der auch das literarische Schaffen Theodor Fontanes eingebunden war.
Konrad Telmann, Schriftsteller und Kritiker, beurteilte die Funktion des Vorabdrucks aus der Perspektive seines eigenen Schaffens, wenn er betont: „Soll die Thätigkeit eines Romanschriftstellers überhaupt pekuniäre Erträgnisse liefern, so muß derselbe heute jeden Roman, jede Novelle in einer Zeitung veröffentlichen, ehe er sie in Buchform herausgibt“. 6
Eine Begründung dieser Situation, die mit der expansiven Entwicklung der Zeitschriften im 19. Jahrhundert in Erscheinung trat, versucht Hans
* Original-Titel aus dem Jahre 1881
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