(zu) verfolgen, deren Streben darauf geht, die Wissenschaft lebendig zu machen und sie in’s Leben zu rufen .“ 14
Die „Monatshefte“ waren als ein Blatt geplant, das die Erfindungen und Ergebnisse neuen Wissens dem Bürgertum nahebringen wollte. Ihr weiteres Anliegen war es, „durch Belehrung zu unterhalten und durch Unterhaltung belehren“ zu wollen und „Bildung und Wissen, und zwar in volksthümlichre Weise, dem allgemeinen Verständnis zugänglich (zu) machen “. 13
Die „Monatshefte“ bezeichneten sich ausdrücklich als Familienbuch. Darin kommt zum Ausdruck, welche Zielgruppe dieses Blatt ansprechen wollte. Rückblickend wird in einem Artikel jene Absicht konkretisiert, wenn es heißt: „Jenes ureigenste Gut des germanischen Volksstammes, das Familienleben, in welchem alle edlen Keime unserer Kultur wurzeln und zu den schönsten Blüthen sittlicher Harmonie entwickelt werden, sollte diesem Unternehmen, welches in erster Linie für die Familie bestimmt war, zur Heimstätte werden .“ 10
Daß diese Leitgedanken bei der Auswahl belletristischer Beiträge immer eine Rolle spielten, ist den zahlreichen Redaktionskorrespondenzen der „Monatshefte“ zu entnehmen. Am deutlichsten zeigt sich die vorsichtige und zurückhaltende Haltung dieser Zeitschrift in den Briefen an den Schriftsteller L. von Sacher-Masoch. Folgende bislang unveröffentlichte Schriftstücke belegen die literarische Tendenz eines Blattes, das Sitte und Moral auch von seinen Autoren respektiert wissen wollte. Sacher-Masochs Novelle „Die Gottesmutter“ wurde nicht in das Programm aufgenommen, weil „der Grundton der Novelle — ein so frivoler nach unseren deutschen Begriffen ist, daß sich der Abdruck in einem Familienblatte für uns von selbst verbietet, selbst bei den ausgedehntesten Streichungen .“ 17 Die äußerste Zurückhaltung der „Monatshefte“-Redaktion gegenüber Beiträgen, die nicht mit den Leitgedanken eines Familienblattes vereinbar waren, kommt auch in folgenden Zeilen an Sacher- Masoch zum Ausdruck: „Nicht einzelne Worte und Scenen, der Grundstock der Handlung ist es, den wir aus sittlichen Motiven für anstößig halten müssen. Dazu kommt noch ein anderes ausschlaggebendes Moment: die einfachste Denunciation würde ausreichen, um uns eine Anklage des Staatsanwalts wegen Gotteslästerung und Schmähung der katholischen Kirche zuzuziehen. Und wie auch das Urteil des Dichters ausfallen würde — wir müssen auch den Schein eines solchen Verdachtes auf das Strengste meiden .“ 18
Diese Äußerungen können losgelöst vom „Fall“ Sacher-Masoch betrachtet werden, da sie das Selbstverständnis dieses Blattes in Fragen der Moral und Sitte wiedergeben und auch für Theodor Fontane galten.
Von der „Monatshefte“-Redaktion wurde Sacher-Masoch jedoch auch weiterhin zur Mitarbeit angehalten. In einem Brief präzisierte Gustav Karpeles, Redakteur der „Monatshefte“, die Voraussetzungen, wenn es heißt: „Da wir über die Behandlung des Erotischen in der Erzählung (gemeint ist Masochs ,der neue Hiob“, der in den ,Monatsheften“
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