besprochen wurde, Verl.) doch zu weit in unseren Anschauungen auseinandergehen, würden wir culturhistorische Novellen und Erzählungen, aus Ihrer Feder, denen ein höheres, ideales Motiv innewohnt, und in denen jenes Element gar nicht wie im ,Neuen Hiob“ oder nur nebenher betont wird, mit besonderem Vergnügen in unseren ,Monatsheften“ zum Ausdruck bringen.“ 10
Gustav Karpeles ließ sich bei der Sichtung der eingehenden literarischen Beiträge von Motiven leiten, die der konservativen Struktur der bürgerlich-liberalen Gesellschaft der Zeit nach 1871 völlig entsprachen. Auf die Leserschichten eingehend berichtete er seinem Verleger Westermann am 13. 5. 1879: „Sehr freue ich mich, Ihnen über eine kleine Novelle von Ernst Wiehert .Entgleist“ Gutes berichten zu können. Die Geschichte ist ein ... Treffer und in ihrer Art eine Perle. Sie wird namentlich die Leserinnen entzücken. Mir hat sie gestern durch die Anmuth der Erfindung und Feinheit der Detailschilderung eine wahrhaft vergnügte Stunde bereitet.“ 20 Die Belletristik in den „Monatsheften“ hatte demnach die Funktion zu erfüllen, dem Unterhaltungsbedürfnis des Publikums in erster Linie Rechnung zu tragen. Die in ihnen erschienene Belletristik mußte sich durch drei „Grundprinzipien“ auszeichnen. Diese Prinzipien erläuterte Karpeles in einem Schreiben an Westermann vom 13. April 1880. „... das Mindeste, was wir zu fordern haben, ist Originalität der Erfindung, gute Darstellüng und Erhebung über das Niveau belletristischer Alltäglichkeit.“ 21
Weiterhin legte die Redaktion Wert auf solche Arbeiten, die sich gegenseitig ergänzten. 22 Es ist anzunehmen, daß auch Theodor Fontane die Grundprinzipien dieser Zeitschrift zu beachten hatte. Schon die ersten Kontakte mit den „Monatsheften“ machten ihm bewußt, mit welchem Blatt er es zu tun hatte. Folgende Ausführungen, die sich auf unbekannte Schriftstücke der „Monatshefte“-Redaktion stützen, klären den Standpunkt des Schriftstellers Fontane gegenüber der unpolitischen Tendenz dieser Zeitschrift und sind zugleich Zeugnis des Selbstverständnisses der „Monatshefte“ als Familienblatt.
Zwei Monate nach Gründung der „Monatshefte“ trat die Redaktion im November 1856 an Fontane, der zu diesem Zeitpunkt politischer Korrespondent der preußischen Regierung in London war, mit der Bitte um einen Beitrag heran. In einem Dankesschreiben — Fontane hatte seine Mitarbeit zugesichert — bat sich die Redaktion aus: „...solchen Erscheinungen auf dem Gebiete des dortigen künstlerischen und namentlich dramatischen Lebens ... mindestens eine Erwähnung und kurze Beleuchtung zu Theil werden zu lassen.“ 23
Fontane hatte sich offenbar zu sehr bestimmten politischen Themen gewidmet, denn die Redaktion wies den eingegangenen Beitrag mit der Erklärung zurück: „Unser Grundsatz in Bezug auf die Correspondenz ist, sowenig als möglich Politik zu bringen, und wenn wir auch auf Ihre Anfrage in bezug hierauf diese nicht bestimmt aussprachen, so geschah es, weil wir glaubten, Sie würden nur theilweise davon berichten,
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