tanes Verhandlungen mit Lindau erhalten hatte und aus diesem Grunde doppelte Anstrengungen unternahm, dem Konkurrenten einen Schriftsteller abzujagen.. 29
In einem höflichen Ton bekundete die Redaktion der „Monatshefte“ das Interesse an Fontanes Mitarbeit: „Wir erlauben uns hierdurch die ergebene Anfrage (heißt es im Brief von 17. Mai 1878), ob Sie nicht geneigt wären, in den Kreis der Mitarbeiter unserer .Monatshefte* einzutreten, in welchem wir bis jetzt Ihren Namen nur mit Bedauern vermißt haben, und uns recht bald durch eine Ihrer geschätzten Arbeiten zu erfreuen. Wir würden diesen Entschluß mit besonderer Freude begrüßen.“ 30
Den Korrespondenzen des Redakteurs Gustav Karpeles an den Verleger der Monatshefte, George Westermann, während der nächsten Monate ist zu entnehmen, daß Fontane den Entschluß gefaßt hatte, für die „Monatshefte“ zu arbeiten.
Diese Briefe sind aufschlußreich genug, denn sie vermitteln Aspekte literarischen Lebens und haben daher als Zeitdokument bleibenden Wert. Karpeles berichtete am 17. September 1878 dem Verleger: „Wegen kleiner Beiträge habe ich vielfache Verbindungen angeknüpft. Mehrere Herren habe ich nicht zu Hause angetroffen, andere dagegen wie Lasker, Fontane, Jähns, Stinde, Scherer... usw. haben mir interessante kleine Beiträge fest zugesagt. Das übrige wird sich nach meiner definitiven Rückkehr nach Berlin von selbst gestalten. Alle Leute, die ich in diesen Tagen gesprochen, haben mir einstimmig erklärt, zehnmal lieber für die ,Monatshefte* zu schreiben, als für eine der anderen Revuen. Unter solchen Auspicien können wir wohl getrost in die Zukunft sehen.“ 31 Literarisches Leben entfaltete sich demnach nicht allein in einer unpersönlichen geschäftlichen Sphäre, sondern geradezu in lebendigem Kontakt zwischen Redakteuren und Autoren. Auf diese Weise wurden auch die für die betreffende Zeitschrift bestimmte Arbeit eines Schriftstellers einer ersten Prüfung unterzogen, und ein Autor hatte die Möglichkeit, seine konkreten Pläne mit derjenigen literarischen Instanz zu besprechen, die mit dem literarischen Geschmack des Publikums in geistiger Verbindung stand.
Dieser Aspekt sollte auch im Hinblick auf die Verhandlungen Fontanes mit den „Monatsheften“ nicht unterschätzt werden. So teilte Karpeles seinem Verleger am 4. November 1878 mit: „Eine ganz ausgezeichnete und gediegene Novelle — wenigstens nach dem zu schließen, was er mir daraus vorgelesen — erhalten wir demnächst von Theodor Fontane.“ 32 Drei Tage später findet sich in den Karpeles-Briefen nochmals der Hinweis: „Von Theodor Fontane erhalten wir nächstens eine sehr hübsche Novelle.“ 33 Es kam zwar in den nächsten Monaten zu einem Tausch 34 , und die Fertigstellung der Novelle, deren Titel Karpeles nicht anführt, wich dem Aufsatz „Küstrin und die Kattetragödie“, dennoch muß die Beurteilung der geplanten Novelle durch Karpeles in einem größeren Zusammenhang betrachtet werden. Denn nicht von ungefähr benutzt
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