„Besten Dank für die freundlichen Zeilen. Ich glaube, daß Sie richtig gewählt haben, oder sage ich bescheidener ,von zwei Übeln das kleinere 1 . Das kürzere gewiß.“ 53
Fontane hatte schon am 14. März 1880 betont: „Die Novelle ist vier Bogen lang, eher ein paar Seiten weniger... Macht das Arrangement der Nummer Kürzungen nötig, so laß ich sie mir bis zur Reduzierung auf drei und einen halben Bogen gefallen. Ich bin darin gar nicht kleinlich.“ 54 Fontane blieb mit dieser Arbeit nahe an der von ihm selbst festgelegten Minimalgrenze. Der Umfang betrug nur 59 „Monatshefte“ - Oktav-Seiten. Sie ist sein kürzestes Erzählwerk überhaupt. Diese Ausführungen, die die Vorabdruckbedingungen prüfen sollten, die Fontane bei den „Monatsheften“ zu erfüllen hatte, ergaben einen Einblick in Praktiken literarischen Lebens.
Wie Fontane gerade in Bezug auf die „Monatshefte“ seine eigene Rolle als Schriftsteller einschätzte, wird aus folgenden Zeilen an seine Frau deutlich. Die Zusage des „Monatshefte“-Redakteurs veranlaßte ihn zu Bemerkungen, die aufschlußreich genug sind, da sie seine Position einer der renomierten Zeitschriften gegenüber beschreiben und sein Verhältnis zum Literaturbetrieb der Zeit klären. Fontane führte am 21. März 1880 aus: „Heute früh traf der einliegende Brief von Karpeles ein. Ich habe mich darüber gefreut, aber doch mäßig; denn ich sehne mich eigentlich nur nach Ruhe, Stille, Einsamkeit. Dies Mitrennen in dem großen Ameisenhaufen macht mir keinen Spaß mehr. Ich sehne mich nach einem wirklichen Erfolg; kann ich den nicht haben, so langweilt mich das literarische Sechsdreierthum mehr als es mich erfreut.“ 55 In diese Zeilen mischt sich der Verdruß über Erscheinungsformen des literarischen Marktes, dessen Gesetzmäßigkeit in erster Linie von Zeitschriften, ihren Verlegern und Redakteuren beeinflußt wurden. Offensichtlich hatte Fontane den Eindruck, daß Karpeles sich nicht nach seinem Talent und seinen Zielsetzungen als Schriftsteller, sondern nach Angebot und Nachfrage richtete.
Daß sich Fontane zur Zeit seiner Verhandlungen mit den „Monatsheften“ in einer Situation befand, die ihm keine andere Möglichkeit ließ als mit den „Monatsheften“ in ein Einvernehlen zu kommen, ist einem Brief an Emilie vom 10. August 1880 zu entnehmen: „Eine halbe Stunde nach dem Packet kam der einliegende Brief, der mich doch sehr glücklich gemacht hat. Ich bin nun diese Sorge los, die noch viel größer war als idi Dir sagen kann. Ich bild mir ein, friedfertig und für einen alten Herrn und anerkannten Schriftsteller keineswegs unbescheiden in meinen Forderungen zu sein; dennoch steht es, ohne jegliches Verschulden meinerseits, so, daß ich eigentlich gar keine Blätter zur Verfügung habe. Bei der .Gartenlaube' kann ich mich nicht melden und auffordern wird man mich nicht, die ,Daheim‘-Leute haben sich nüchtern und ungentil gegen mich benommen, ,Nord und Süd* hat weder durch Lindaus noch durch Schottländers (halb ridiküle) Haltung irgend etwas Ermuthigendes für mich, und Rodenberg ist ein Esel, mit dem ich fertig bin, wenn er
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