sich nicht befleißt, ganz andre Seiten aufzuziehen. Es mußte mir also an dem Zustandekommen mit Westermann außerordentlich viel gelegen sein.“ 56
Dieser Brief, in dem Fontane nahezu alle Blätter anführt, mit denen er literarische Beziehungen anknüpfte, zeigt, wie sehr er auf Zeitschriften angewiesen war, ja daß er aus dieser Situation heraus auch Abmachungen mit solchen Blättern treffen mußte, die sich seiner Meinung nach vom Schriftstellerstandpunkt aus mehr nach der Stimme des Publikums ausrichteten als nötig. 57 Sein Dasein als freier Schriftsteller war durch dieses Bewußtsein belastet. Sein Blick für das Tatsächliche durchschaute die Bedingungen, denen die Zeitschriften und auch er als Schriftsteller unterworfen waren. Aber nur mit Hilfe der Redakteure war es ihm möglich, zu Beginn seiner eigentlichen literarischen Laufbahn in der zeitgenössischen Literatur Fuß zu fassen.
Abschließend sei aus diesem Grande ein Brief an Gustav Karpeles zitiert, in dem Fontane seine Position an den Journalen „Nord und Süd“ und „Westermanns Monatshefte“ aus der Situation des Debütanten umschreibt. Am 17. Mai 1885 dankte er Gustav Karpeles mit den Worten: „Ihnen und Lindau kann ich es nie vergessen, daß sie mir’s leicht gemacht haben, mich noch in meinen alten Tagen in der Novellistik zu etablieren! Solche Neu-Etablierung ist, wie Sie wissen, immer schwer; das Publikum nagelt einen fest, der und der ist bloß da und dazu da, und ich war dazu da, Kapitel über die Mark und dann und wann eine Ballade zu schreiben.“ 58
Dieser Brief Fontanes an Karpeles beschreibt aus der Retrospektive den Start Fontanes in eine ungewisse literarische Zukunft, nachdem er 1878 seine wohldotierte Stellung bei der Akademie der Wissenschaften in Berlin aufgegeben und den „Beruf“ des „freien“ Schriftstellers — aller damit verbundenen Risiken bewußt — gewählt hatte. Mit Bitterkeit und Zynismus schrieb er: „Ohne daß man unartig oder beleidigend gegen mich gewesen wäre ... (so) hat man mich doch nie wie einen etablirten deutschen Schriftsteller, sondern immer wie einen ,matten Pilger“ behandelt, der froh sein könne, schließlich untergekrochen zu sein. Immer die unsinnige Vorstellung, dal}, das Mitwirtschaften in der großen, langweiligen und, soweit ich sie kennen gelernt habe, total konfusen Maschinerie, die sich Staat nennt, eine ungeheure Ehre sei. Das .Frühlingslied“ von Uhland oder eine Strophe von Paul Gerhard ist mehr Werth als 3000 Ministerial-Reskripte. Nur die ungeheure Eitelkeit der Menschen, der kindische Hang nach Glanz und falscher Ehre, das brennende Verlangen den alten Wrangel einladen zu dürfen oder eine Frau zu haben, die Brüsseler Spitzen an der Nachtjacke trägt, nur die ganze Summe dieser Miserabilitäten verschließt die modernen Herzen gegen die einfachsten Wahrheiten und macht sie gleichgültig gegen das was allein ein ächtes Glück verleiht: Friede und Freiheit.“ 56
Fontanes Schreiben ist von literatursoziologischem Interesse. Er entschied sich für den Beruf des „freien“ Schriftstellers. Diese gewählte