„Freiheit“ — das ist in obigen Ausführungen verdeutlicht worden — war durch objektive Bedingungen, die den literarischen Markt charakterisieren, begrenzt. Fontane als ein kluger „Feldherr“ seiner Stoffe wußte sich auch nach seinem Auftritt in „Westermanns illustrierten deutschen Monatsheften“ diesen Gegebenheiten des ilterarischen Marktes „anzupassen“. Er wollte in einer Phase der „Neuetablierung“ seinen literarischen Erfolg zielbewußt erreichen.
Darüber berichtete Fontane Ludovika Hesekiel am 28. Mai 1878: „Meine Situation ist in der Tat eine kritische. In den Jahren, wo die meisten Schriftsteller die Feder aus der Hand zu legen pflegten, kam ich in die Lage, sie noch einmal fest in die Hand zu nehmen müssen, und zwar auf einem Gebiet, auf dem ich mich bis dahin nicht versucht. Mißglückt es, so bin ich verloren... Meine Arbeit muß zum mindesten so gut sein, daß ich auf sie hin einen kleinen Romanschriftstellerladen aufmachen und auf ein paar treue, namentlich auch zahlungsfähige Käufer rechnen kann.“ 00
Im weiteren Verlaufe dieses Schreibens versteht Fontane unter Käufer- Leser, die seine Werke als Buchpublikation erstanden. Es ist jedoch keineswegs auszuschließen, ja, sogar einleuchtend, daß er mit Käufern auch Redaktionen und Zeitschriftenverleger ansprach, denn dieser Brief fällt in eine Zeit reger Versuche, mit den verschiedensten Blättern ins Geschäft zu kommen.
Als Ergebnis vorliegenden Aufsatzes ist festzuhalten: Periodikalische Gesetzmäßigkeiten, der literarische Geschmack des jeweiligen Blattes, in dem Fontane Erzählwerke als Vorabdruck erscheinen ließ, das Gesetz von Angebot und Nachfrage am Literaturmarkt, beeinflußten teilweise das heute vorliegende erzählerische Gesamtwerk eines der bedeutendsten Schriftsteller im ausgehenden 19. Jahrhundert — Theodor Fontanes.
Anmerkungen
1 Der vorliegende Aufsatz stützt sich auf Ausarbeitungen des Verfassers zu seiner im Entstehen begriffenen Dissertation zum.Thema: „Fontanes Erzählwerke in der periodikalischen Presse des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Eine Untersuchung über die Vorabdruckbedingungen ausgewählter Werke Fontanes in zeitgenössischen Zeitschriften.“
2 Reuter, Hans-Heinrich: Fontane. Bd 2. Berlin: Verl, der Nation 1968, S. 993 ff.
3 „Nord und Süd.“ Eine deutsche Monatsschrift. Hrsg. Paul Lindau, Berlin 1877 ff., — „Westermanns illustrierte deutsche Monatshefte“, Braunschweig 1856 ff. — „Deutsche Rundschau“. Hrsg. Julius Rodenberg. Berlin 1874 ff.
4 „Uber Land und Meer.“ Allgemeine illustrierte Zeitung, gegr. 1857, Deutsche Verlagsanstalt (vormals Eduard Hallberger), Stuttgart 1857 ff. Deutsche Romanbibliothek zu „Über Land und Meer“, Stuttgart u. Leipzig, Druck u. Verl. Ad. Hallberger, 1879 ff. „Die Gartenlaube“, 111. Familienblatt, Leipzig 1853 ff. Begr. v. Emst Keil.
5 Kgl. privil. Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Im Verlage Vossischer Erben, Berlin, gegr. 1704. Siehe auch Houben, H. H.: Die Sonntagsbeil, der Voss. Zeitung 1885—1903, in: Repertorium des Staatsarchivs in Basel, Bibliographische Veröffentlichungen der deutschen bibliographischen Gesellschaft, Berlin 1904, Bd 2.
6 Telmann, Konrad: In Eugen Wolff, Über den Einfluß des Zeitungswesens auf Literatur und Leben, Kiel-Leipzig 1891, S. 40 f. Siehe auch Becker, Eva D.
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