bekannterweise zu empfehlen. Es küßt Dich und Deinen Georg in Gedanken recht innig Deine treue Mutter Emilie Fontane.
Neu-Ruppin, 25. 9. [1855]
Einen Kuß für Georg noch allein’.
Mein geliebtes Kind, mein guter Sohn!
Diesmal bin ich ganz und garnjcht von Dir vernachlässigt, sondern unendlich erfreut worden, denn Dein liebes Briefdien traf am Morgen meines Geburtstages ein. Diese Aufmerksamkeit und die Versicherung, daß Du meiner öfter gedenkst, tut meinem Herzen recht wohl, und bitte ich Dich recht innig auch ferner, wenn Du vielleicht Jahre von mir getrennt bist, mir Deine Liebe zu erhalten. Glaube mir, für eine Mutter gibt es nichts besseres auf der Welt als gute Kinder und die Liebe derselben.
Deine Frau und Deinen Jungen habe idi zu meiner Freude seit dem 22. v. M. bei mir, leider werde ich eben so lange vom Husten und Schnupfen geplagt, und bin ich dadurch für beide nicht so angenehm, wie ich es gern sein möchte.
Deine Frau hat sich sehr erholt und sieht wieder recht gut aus. Dein Junge ist aber prächtig geworden, ja ich finde ihn jetzt sogar hübsch und mehrere, die sich Deiner noch so klein erinnern wollen, finden, er hat Ähnlichkeit mit Dir. Gern, recht gern behielt ich sie den Winter bei mir; kann mir aber sehr wohl denken, daß Ihr, Du, mein Herzenssohn, und Deine Frau andre Wünsche habt. Nun, wie Gott will! Nur möge Er es Dir recht gut ergehen lassen und Deine Anstrengungen zu Deinem Glücke sein, damit Du es noch wirklich bis zu dem Bedienten mit der Puderperücke bringen mögest. Da Deine Emilie Dir gewiß alles, was zu berichten ist, mitteilt, so will ich nur noch die für mich so erfreuliche Nachricht hinzufügen, daß ich zum April abermals in Letschin 11 erwartet werde.
Gott schütze Dich, mein guter, lieber Theodor und erhalte Dich gesund. Mit inniger Liebe Deine treue Alte.
Neu-Ruppin, 4. 11. [18]55.
9. ich will versuchen, ob meine Augen es mir beim Lampenschein gestatten, Dir, meinem geliebten Sohn, noch zu sagen, daß es mir recht leid tut, daß Du so große Schmerzen gehabt hast. Gebe Gott, daß es jetzt besser ist, und Du Dir einer dauernden Gesundheit erfreuen mögest. Dieser Wunsch ist gewiß aufrichtig, aber auch egoistisch, denn Dein Wohlsein gehört zu Emiliens und zu meiner Ruhe. Diese schöne Leidenschaft ist auch die Ursach, daß ich mich herzlich freue, Emilie und Georg längere Zeit noch bei mir zu haben, mögen die Beiden sich nur behaglich bei mir fühlen, ich kann garnicht mehr sehen, deshalb Adee, Deine Mutter.
Mein lieber, lieber Theodor!
In einigen Tagen sind es sechsunddreißig Jahre als Du, mein Herzenssohn, hier das Licht der Welt erblicktest. Schon da war meine Liebe zu Dir
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