Heft 
(1979) 29
Seite
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126 In der Herrengemach genannten Weinstube befand sich der 1575 datierte Braut­kamin, so bezeichnet, weil er folgende Inschrift trägt: Menich Man lüde singhet / Wen me em de Brut briniet, / West me wat man em brochte, / Dat he wol wenen mochte. Nach diesem Kamin wurde der Raum Brautgemach genannt. Er befindet sich jetzt in einer anderen Weinstube des Ratskellers.

127 Die Rose und die Lilie, Weinstuben im Ratskeller. Letztere hieß ursprünglich Linde, wurde seit Mitte des 19. Jh. aber Lilie genannt.

128 Die Germanisterversammlungen gingen aus der zur Sprach- und Altertums­wissenschaft erwachten Liebe hervor. Die erste Versammlung tagte 1846 in Frankfurt/Main, die zweite 1847 in Lübeck. Hier fand am 30. September 1847 im Langen Keller des Rathauses das Bankett der Germanistenversammlung statt. Seitdem wurde dieser Raum Germanistenkeller genannt.

129 Der Dichter Emanuel Geibel (18151884) traf in demRose bezeichneten Wein­keller mit seinem Freundeskreis, denRittern der Rose 4 *, zusammen.

130 Holstentor: 146777 errichtet. Neben dem Rathaus zum Wahrzeichen der Stadt geworden.

131 Ev. St. Marienkirche: Hauptpfarrkirche der Stadt, erbaut im 13./14. Jh. Der Totentanzfries von B. Notke (1463 oder 66) ehern, in der Nordervorhalle. Die astronomische Uhr 1407 errichtet (nicht erhalten). Von Friedrich Overbeck in der BeichtkapelleEinzug Christi in Jerusalem (1824) und für die Beichtkapelle gemaltBeweinung Christi (184146).

Der Hochaltar von Th. Quellinus (1696/97), 1942 schwer beschädigt.

132 Dom: 1173 gegründet, als romanische Basilika begonnen, im 13. Jh. zur Hallen­kirche umgewandelt. Altarschrein von Hans Memling (1491) in der Greveraden- kapelle.

133 Ev. Jacobi-Kirche: Dreischiffige Hallenkirche aus dem 13./14. Jh. Mit dem Altar- sChrein ist wahrscheinlich der um 1500 geschaffene Altarschrein in der Brömb- sen-Kapelle gemeint.

Joachim Krueger (Berlin)

Fanny Lewalds Bekenntnis zurWeltanschauung der Realität'*. Zu einem Brief Fanny Lewalds an Bernhard von Lepel

Von seinem Freund Bernhard von Lepel ist Fontane nicht nur in den Literarischen Sonntagsverein zu BerlinTunnel über der Spree ein­geführt worden, um damit zeitweilig unter den Einfluß der konservativen Beamten und Offiziere zu geraten, die imTunnel den Ton angaben, sondern Lepel hat Fontane auch mit der bürgerlich-liberalen Schriftstel­lerin Fanny Lewald bekannt gemacht. Fanny Lewald gehört also mit zu der Berliner literarischen Umwelt des jungen Fontane. Aus dem Brief­wechsel zwischen Fontane und Lepel wissen wir, daß Lepel der Fanny Lewald und Adolf Stahr Gedichte Fontanes vorgetragen und daß Fontane in den Jahren 1849 und 1350 Fanny Lewald verschiedentlich besucht hat. Mochte die Haltung der Freunde zu Fanny Lewald und zu Stahr auch nicht frei von Vorbehalten sein, insbesondere gegenüber den literatur­kritischen Autoritätsansprüchen des Hauses Lewald-Stahr, so sind doch Fontanes Beziehungen zu Fanny Lewald nicht unerheblich, obschon Lepel, der die Verbindung hergestellt hatte, sich später von Fanny Lewald abwandte und Fontane sie aus den Augen verlor.

Fanny Lewald ist heute zwar nicht vergessen, aber eine nachhaltige Breitenwirkung hat sie nicht erreichen können. So viel die zahlreichen Romane und Erzählungen dieser demokratisch gesinnten bürgerlichen

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