126 In der Herrengemach genannten Weinstube befand sich der 1575 datierte Brautkamin, so bezeichnet, weil er folgende Inschrift trägt: Menich Man lüde singhet / Wen me em de Brut briniet, / West me wat man em brochte, / Dat he wol wenen mochte. Nach diesem Kamin wurde der Raum Brautgemach genannt. Er befindet sich jetzt in einer anderen Weinstube des Ratskellers.
127 Die Rose und die Lilie, Weinstuben im Ratskeller. Letztere hieß ursprünglich Linde, wurde seit Mitte des 19. Jh. aber Lilie genannt.
128 Die Germanisterversammlungen gingen aus der zur Sprach- und Altertumswissenschaft erwachten Liebe hervor. Die erste Versammlung tagte 1846 in Frankfurt/Main, die zweite 1847 in Lübeck. Hier fand am 30. September 1847 im Langen Keller des Rathauses das Bankett der Germanistenversammlung statt. Seitdem wurde dieser Raum Germanistenkeller genannt.
129 Der Dichter Emanuel Geibel (1815—1884) traf in dem „Rose“ bezeichneten Weinkeller mit seinem Freundeskreis, den „Rittern der Rose 4 *, zusammen.
130 Holstentor: 1467—77 errichtet. Neben dem Rathaus zum Wahrzeichen der Stadt geworden.
131 Ev. St. Marienkirche: Hauptpfarrkirche der Stadt, erbaut im 13./14. Jh. Der Totentanzfries von B. Notke (1463 oder 66) ehern, in der Nordervorhalle. Die astronomische Uhr 1407 errichtet (nicht erhalten). Von Friedrich Overbeck in der Beichtkapelle „Einzug Christi in Jerusalem“ (1824) und für die Beichtkapelle gemalt „Beweinung Christi“ (1841—46).
Der Hochaltar von Th. Quellinus (1696/97), 1942 schwer beschädigt.
132 Dom: 1173 gegründet, als romanische Basilika begonnen, im 13. Jh. zur Hallenkirche umgewandelt. Altarschrein von Hans Memling (1491) in der Greveraden- kapelle.
133 Ev. Jacobi-Kirche: Dreischiffige Hallenkirche aus dem 13./14. Jh. Mit dem Altar- sChrein ist wahrscheinlich der um 1500 geschaffene Altarschrein in der Brömb- sen-Kapelle gemeint.
Joachim Krueger (Berlin)
Fanny Lewalds Bekenntnis zur „Weltanschauung der Realität'*. Zu einem Brief Fanny Lewalds an Bernhard von Lepel
Von seinem Freund Bernhard von Lepel ist Fontane nicht nur in den Literarischen Sonntagsverein zu Berlin „Tunnel über der Spree“ eingeführt worden, um damit zeitweilig unter den Einfluß der konservativen Beamten und Offiziere zu geraten, die im „Tunnel“ den Ton angaben, sondern Lepel hat Fontane auch mit der bürgerlich-liberalen Schriftstellerin Fanny Lewald bekannt gemacht. Fanny Lewald gehört also mit zu der Berliner literarischen Umwelt des jungen Fontane. Aus dem Briefwechsel zwischen Fontane und Lepel wissen wir, daß Lepel der Fanny Lewald und Adolf Stahr Gedichte Fontanes vorgetragen und daß Fontane in den Jahren 1849 und 1350 Fanny Lewald verschiedentlich besucht hat. Mochte die Haltung der Freunde zu Fanny Lewald und zu Stahr auch nicht frei von Vorbehalten sein, insbesondere gegenüber den literaturkritischen Autoritätsansprüchen des Hauses Lewald-Stahr, so sind doch Fontanes Beziehungen zu Fanny Lewald nicht unerheblich, obschon Lepel, der die Verbindung hergestellt hatte, sich später von Fanny Lewald abwandte und Fontane sie aus den Augen verlor.
Fanny Lewald ist heute zwar nicht vergessen, aber eine nachhaltige Breitenwirkung hat sie nicht erreichen können. So viel die zahlreichen Romane und Erzählungen dieser demokratisch gesinnten bürgerlichen
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