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Daß der am Schluß dieses Beitrages wiedergegebene Brief Fanny Lewalds vom 6. 2. 1849 die Antwort auf das Schreiben Lepels vom 19. 12. 1848 darstellt, geht daraus hervor, daß Fanny Lewalei auf verschiedene Äußerungen Lepels direkt eingeht. Die von Fanny Lewald übel genommenen Worte „an all den Freunden, deren Bilder Ihre Wände füllen“ stehen am Schluß von Lepels Brief.
Unter dem „primo superbo“, von dem Lepel unter Berufung auf Dante spricht, ist — sinnbildlich — der Anspruch auf eine von der christlichen Religion unabhängige, gesicherte Erkenntnis zu verstehen.
Die Hervorhebungen sind — hier wie auch in dem Lewald-Brief — aus dem Original übernommen.
Lepel bewohnte damals das Schloß Bellevue in Köpenick bei Berlin (im Zweiten Weltkrieg zerstört).
Wie schon M. Steinhauer (a. a. O., S. 91, Anmerk. 192) vermutet hat und sich aus dem Brief Fontanes an Lepel vom 29. April 1850 erschließen läßt (vgl. die in Anmerkung 3 genannte Ausgabe, Bd. 1, S. 260), ist Lepel der Verfasser des mit „v. L.“ gezeichneten Artikels über „A. von Sternberg und Fanny Lewald“, der am 26. Mai 1850 in der „Deutschen Reform“ erschienen ist. Dort argumentierte Lepel im gleichen Sinne. Er zitiert ein Urteil Sterabergs über die Lewald, das folgendermaßen lautete: „Diese Schriftstellerin ist von ihrem ersten Auftreten an auch nicht einen Schritt weitergegangen, auch nicht die kleinste Änderung in der Gestaltung ihres Wesens ist vorgekommen [...], immer dieselbe kühle, dialektische Natur. Es ist zum Verzweifeln, ein so vollkommenes und fertiges Wesen vor sich zu sehen.“ Lepel nennt dies Urteil „sehr richtig“ und bemerkt anschließend: „Dies ist unstreitig wahr, ja, die Schriftstellerin tut sich sogar etwas darauf zugute.“
Lepel begleitete die Lewald im Herbst 1846 auf der Rückreise von Italien nach Deutschland. Seither standen beide in Verbindung. Vgl. F. Lewald: Römisches Tagebuch. Hrsg, von H. Spiero. Leipzig 1927, S. 294—296.
Der (in Anmerkung 1) genannte Roman „Prinz Louis Ferdinand“ (zuerst Breslau 1849).
Die Nachricht vom Tode ihres Vaters, der im Mai 1846 gestorben war, erreichte Fanny Lewald, als sie sich auf der Insel Ischia aufhielt.
Fanny Lewald hatte im Spätherbst 1845 in Rom den Gymnasialprofessor und Schriftsteller Adolf Stahr kennengelemt. Stahr war verheiratet und Vater von fünf Kindern, und es sollten noch zehn Jahre vergehen, bis er seine Scheidung erwirken und die Ehe mit Fanny Lewald eingehen konnte.
Wohl ein (freies?) Zitat aus einem Gedicht Lepels.
Joachim Göbel (Potsdam)
Theodor Fontane im Literaturunterricht der allgemeinbildenden Schule in der DDR — eine Übersicht
Nach der Niederschlagung des I-Iitlerfaschismus gab es in Deutschland kein Gebiet des geistigen und kulturellen Lebens, das von den erschrek- kenden Erscheinungen, die den Faschismus kennzeichnen, verschont geblieben wäre. Das traf in vollem Umfang auch für das Schulwesen zu. Als am 1. Oktober 1945 die Schulen in der damaligen sowjetischen Besat- zungszone ihre Arbeit wieder aufnahmen, schienen die Schwierigkeiten unüberwindlich. So konnten auch die meisten Unterrichtsmittel und Lehrbücher ihres faschistischen und militaristischen Inhalts wegen nicht niehr verwendet werden.
Das „Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule“, das 1946 in allen Ländern der sowjetischen Besatzungszone in Kraft trat, bildete die rechtliche Grundlage für die sich vollziehende antifaschistisch-demo-
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