Manfred Gill'(Wolfen)
Letschin in Fontanes Kriminalnovelle „Unterm Birnbaum“
Theodor Fontane hat in seinem schriftstellerischen Schaffen eine Vielzahl persönlicher Erlebnisse verarbeitet. Diese Erlebnisse vertiefte er durch umfangreiche gewissenhafte Quellenstudien und vielfach mußten auch Verwandte und Freunde helfen.
Eine Anzahl seiner Romane und Erzählungen sind unmittelbar mit seinen Wohn- und zeitweiligen Aufenthaltsorten verbunden. Mit dem Romanmotiv übernahm Theodor Fontane auch oftmals die Personen und die Örtlichkeiten. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Entstehung und die inhaltliche Gestaltung der Kriminalnovelle „Unterm Birnbaum“.
1. Motiv
Theodor Fontane hielt sich in den Jahren 1838 bis 1862 oft, in zum Teil längeren aber unregelmäßigen Zeiträumen, in Letschin auf. 1 Während seiner Abwesenheit von Letschin pflegte er den brieflichen Kontakt zu seinen Eltern (die Mutter trennte sich in Letschin vom Vater. L. H. Fontane verzog am 21. 10. 1850 nach Eberswalde. Die Mutter blieb bei ihrer Tochter Jenny Sommerfeld in Letschin und verzog mit der jüngsten Tochter Elise im April 1854 nach Neuruppin) 2 . Aüch nachdem der Vater im Jahre 1850 aus Letschin verzogen war, unterhielt Theodor Fontane enge verwandtschaftliche Kontakte zum Ort Letsch in, denn der Schwager Sommerfeld hatte vom Vater Theodor Fontanes die Apotheke übernommen. Jenny Eveline Fontane heiratete am 5. 9. 1850 in der Letschiner Kirche den Apotheker Carl Hermann Robert Sommerfeld. 2 Sommerfeld übernahm mit dem Kaufkontrakt vom 10. 10. 1850 auch die Apotheke von seinem Schwiegervater L. H. Fontane und führte sie mindestens bis zum Jahre 1862 4 bevor er sie weiterverkaufte und verzog. Der Kontakt zu Sommerfelds war gut 5 , Theodor Fontane weilte mehrmals mit seiner Familie dort, so z. B. zur Erholung im April 1854 (i und zur Taufe seiner Nichte Jenny Frieda Hermine Sommerfeld, deren Pate er war, am 5. 9 1860. 7 Schwester Jenny unterstützte Theodor Fontane auch bei der Mate-, rialsuche, erfüllte konkrete Aufträge, besonders für seine Arbeit an den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ und gewährte ihm auch mehrmals auf seinen Reisen Unterkunft. 8 Theodor Fontane war Dank seiner Letschinbesuche und seiner guten Kontakte zum Elternhaus und später zur Schwester Jenny ständig über die Ereignisse in Letschin informiert. So weilte er auch u. a. mindestens in der 2. Maihälfte und im Juni 1842 in Letschin 2 und wurde entweder Zeuge des folgenden Ereignisses oder darüber informiert:
„Skelettfund. Anfang der 40er Jahre (1842 d. A.) wurde beim Abriß eines Bienenhauses im Garten des jetzigen Hotel zum .Deutschen Haus' ein Skelett gefunden und es richtete sich gegen den damaligen Gasthofbesitzer Fittinger und dessen Frau der Verdacht, daß sie einen Mord begangen hätten. Um 1836 37 war nämlich von Stettin aus Nachfrage nach einem Getreide-Reisenden gehalten worden, der in diesem Gasthofe übernachtet
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