Notwehr einen französischen Soldaten, der in seinem Haus einquartiert war und erwürgte anschließend auch dessen Begleiter. 13 Die Herkunft und das Schicksal der 1842 in Letschin gefundenen Leiche konnte nachträglich nie mehr geklärt werden.
Einige Jahre später erlebte der „Tote unterm Birnbaum“ noch einmal eine Renaissance in Letschin.
Beim Chausseebau von Letschin nach Gusow, in der Kriminalnovelle das benachbarte Guse, in dessen Park der Farrenkrautsamen wuchs, 14 in den Jahren 1868—70 wurden an der am südlichen Ende des Dorfes gelegenen Windmühle des Bauern Rätsch 15 noch weitere Skelette gefunden, die der Letschiner Arzt, Sanitätsrat Dr. Gärtner, untersuchte und für gefallene Franzosen aus der Zeit der Befreiunskriege hielt. 18
Aufgefrischt und angeregt wurden die Erinnerungen Theodor Fontanes an den „toten Franzosen“ auch durch die Nachforschungen, die Schwester Elise 1873 in Dreetz unternahm 17 und durch die Geschichte vom „französischen Tambour“ aus einem Teltower Dorf, wo ebenfalls ein „toter Franzose“ gefunden wurde. 18
Bereits 1873 formulierte Theodor Fontane in einem Brief die Gedanken, die auch später die „Tschechiner Dorfbevölkerung“ über das vermutliche Schicksal des Franzosen aussprach.
1878 wird der „tote Franzose“ Gegenstand der Handlung und ein Symbol der nationalen Erhebung in Fontanes Roman „Vor dem Sturm“. Sieben Jahre später erscheint das gleiche Grundmotiv in der Kriminalnovelle „Unterm Birnbaum“ noch einmal, jetzt aber zur Verschleierung der Mordtat.
Neben dem „fast“ Mordfall als Motiv für die Kriminalnovelle „Unterm Birnbau“ lieferte also das Ereignis in Letschin mit dem „toten Franzosen“ noch ein weiteres Mal das Motiv, das durch die Dreetzer Forschungen noch verstärkt wurde.
Die Erlebnisse in Letschin haben auf Theodor Fontane offenbar eine sehr nachhaltige Wirkung ausgeübt, wenn er 42 Jahre später den Ursprung der Novelle mit den Worten charakterisiert :•„... zugleich eine Erinnerung aus meinen Jugendtagen her (Scenerie das Dorf Letschin im Oderbruch).“ 19
Diese Erinnerung an seine Jugend tage ist uns leider nur sehr lückenhaft überliefert, auch seine beiden autobiografischen Werke, „Meine Kinderjahre“ und „Von Zwanzig bis Dreißig“ erwähnen die Zeit in Letschin nur nebenbei und z. T. in verschlüsselter Form.
Da Theodor Fontane zudem einen Teil seines Schriftwechsels und seiner frühen Werke in den fünfziger Jahren selbst vernichtete als er nach England ging (s. „Deutsche Heimat“, Beil, zur „Zeitung für das Oderbruch“, Nr. 98, Letschin 1932) und der Rest über Friedrich Fontane und Ernst Tietze ins Kreismuseum Müncheberg gelangte, wo er 1945 vernichtet wurde, ist es heute leider nicht mehr möglich, tiefer die „Erinnerungen“ nach Hinweisen auf das Motiv zu durchforsten. Zweifelsohne hat die
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