Heft 
(1979) 29
Seite
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Erinnerung Theodor Fontanes an die Letschiner Zeit, die doch zumindest zeitmäßig sehr umfangreich war, stärkere Akzente in der Novelle gesetzt, als sie heute im Text offen sichtbar bzw. noch eindeutig nachweisbar sind.

2. Personen

Die handelnden Personen der KriminalnovelleUnterm Birnbaum haben zum Teil wirklich in Letschin gelebt. Fontane hat ihre Namen verändert oder ihnen völlig neue Namen gegeben. Auf Grund der mangel ­haften Fontaneschen Quellenlage über die Entstehung und Erarbeitung der Kriminalnovelle lassen sich aber neunzig Jahre später nur noch wenige Personen eindeutig als Letschiner Bürger bestimmen.

Heimatforscher aus Letschin und Umgebung 20 haben sich seit dem Erschei­nen desUnterm Birnbaum' 1 mit dieser Problematik auseinandergesetzt, die von ihnen erzielten Forschungsergebnisse aber leider quellenmäßig nicht belegt, so daß sie heute nur noch mit Vorsicht verwendbar sind. Konkret können heute noch der Gasthofbesitzer und Materialwaren­händler Hradschek, der Bauer Kunicke und der Pfarrer Eccelius als Letschiner nachgewiesen werden.

Die Familie Hradschek

Der Gastwirt und Materialwarenhändler Abel Hradschek und seine Frau Ursula Hradschek sind in Wirklichkeit Heinrich Fittinger und Frau Johanna Friederike, geborene Rühl. 21 Beide sind nicht in Letschin geboren und auch nicht im Ort verstorben. Sie lebten nur vorübergehend in Letschin, die exakte Zeitdauer des Aufenthalts ließ sich nicht mehr ermitteln. Im Taufregister der Gemeinde Letschin stehen die Eheleute Heinrich und Johanna Fittinger zum ersten Mal am 19. 11. 1830 bei der Geburt ihrer Tochter Friederike Louise.

In der sich anschließenden Liste der Taufzeugen, die Taufe war am 14. 12. des gleichen Jahres, sind 21 Taufzeugen aufgeführt. Ausgehend von der Überlegung, daß man zur Schaffung eines solch großen Bekannten- und Freundeskreises doch einige Zeit benötigt, erscheint es als durchaus möglich, daß im Jahre 1830 die Familie Fittinger bereits längere Zeit in Letschin gelebt hat.

Die letzte Eintragung über die Familie Fittinger findet sich ebenfalls im Taufregister und ist datiert auf den 14. November 1834, der Taufe ihrer Tochter Hilda Marie Emilie.

Ein tieferer Blick in das Taufregister lohnt sich: 21 Taufzeugen beim ersten Kind, 19 beim zweiten und schließlich sogar 25 Taufzeugen beim dritten Kind sind eine ungewöhnliche Tatsache und stehen im Letschiner Kirchenbuch beispiellos da. 22 ln der Regel sind zwei bis fünf, selten einmal sechs Personen als Taufpaten aufgeführt. Einzige Ausnahme über Jahr­hunderte Familie Fittinger, das Urbild der Familie Hradschek.

Da die Zahl der Taufpaten nicht vorgeschrieben ist und ganz im Ermessen der Eltern liegt, ist die hohe Zahl der Taufpaten vor allem wohl auf die Mentalität und Stellung der Fittingers im Dorf zurückzuführen. Feiern,

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