Heft 
(1979) 29
Seite
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der Abschrift im Fontane-Archiv Potsdam veröffentlichte) Epistel mit dem TitelStudenten, in der er alle jene ironisch skizzierte, die als Stutzer,Schuster (das ist: Pfuscher),Raufer undRenommisten in den elitären Studentenkorps sich zusammenfanden und deren Un­tugenden dieAllgemeinheit den Kampf angesagt hatte.

Lausch ich so an deiner Seite deinen Worten klar und bieder,

Blick ich dir ins blaue Auge, les ich deine Freiheitslieder,

Seh ich dich die Waffe schwingen, drückst du kräftig mir die Hand, Oh, da lern ich wieder hoffen, hoffen für mein Vaterland 9 , dichtete Fontane damals den neugewonnenen Freund an, der freilich im Februar 1842 Leipzig bereits wieder verließ, um sich in Berlin dem medi­zinischen Studium mit größerer Intensität zu widmefi, als sein politisches Engagement ihm in Leipzig, als er ganz unter dem Einfluß Krieges stand, erlaubt hatte.Zu der Überzeugung habe ich nun doch kommen müssen, schrieb Schauenburg am 6. August 1842, kurz vor einem Besuch in der Pleißestadt, ohne Vorwurf an Hermann Kriege,daß ich in Leipzig, wo ich doch eigentlich nie unfleißig war, in der Medizin selbst nur schwache Fortschritte gemacht. Aber schadet nichts! Habe ich doch leben gelernt, die Bedürfnisse der Zeit erkannt und mein Teil gewirkt an der großen Hauptsache. Wäre ich gleich nach Berlin gegangen, so würden mir die Krankheiten der Menschen und ihre Heilung bekannter sein; aber auch die Krebsschäden der Gegenwart? 10

Um die über Jahrzehnte währenden sporadischen Kontakte zwischen Fon­tane und Schauenburg verstehen zu können, muß möglichen Begegnungen der beiden nach dem Zusammensein in Leipzig nachgegangen werden, denn ihr gleichzeitiger Aufenthalt in dieser Stadt dauerte ja nur ein knappes halbes Jahr. Der Beginn ihrer Bekanntschaft ist mit September

1841 anzusetzen (Fontane:Als der Sommer 1841 auf die Neige ging), äuiüül'nburgs Abreise im Februar 1842 fiel mit Fontanes Erkrankung an rheumatischem Fie'öSf j n der Leipziger Hainstraße zusammen. Im Mai

1842 befand sich Fontane nach JölISS neuesten Erkenntnissen 11 zur end­gültigen Genesung vorübergehend in Letschin. Cl3S5 Dorf im Oderbruch aber erreichte er über Berlin, so daß auf der Durchreise die lvlögllShkeit einer Begegnung mit Schauenburg durchaus gegeben war wenn auch darüber nichts bekannt ist. Ob sich Fontane im weiteren Verlauf des Jahres 1842, als nämlich Schauenburg im August zum Stiftungsfest der BurschenschaftKochei nach Leipzig kam, mit dem Freund traf, ist zwar ebenso der Vermutung anheimgestellt wie eine oben als möglich angedeutete Begegnung in Berlin, doch wußte Schauenburg im November 1842 von Fontanes und Max Müllers geplantem politischen Musenalma­nach, dessen Manuskript zu der Zeit in Leipzig in MüllersKasten lag. 12 Am 17. November 1842 nämlich schrieb Schauenburg aus Berlin an Her­mann Kriege in München:In Leipzig projektieren Fontane, M. Müller etc. einen politischen Musenalmanach, zu dem ich ein geharnischtes Gedicht eingeschickt, aber wer weiß, ob es erscheinen darf. Die ,Rheinische Zeitung 1 lobte mirs sehr, meinte aber auch, sie dürfe es nicht geben. 13 Würde dieses Projekt eines politischen Almanachs auf die Zeit zurück-