der Abschrift im Fontane-Archiv Potsdam veröffentlichte) Epistel mit dem Titel „Studenten“, in der er alle jene ironisch skizzierte, die als „Stutzer“, „Schuster“ (das ist: Pfuscher), „Raufer“ und „Renommisten“ in den elitären Studentenkorps sich zusammenfanden und deren Untugenden die „Allgemeinheit“ den Kampf angesagt hatte.
„Lausch ich so an deiner Seite deinen Worten klar und bieder,
Blick ich dir ins blaue Auge, les ich deine Freiheitslieder,
Seh ich dich die Waffe schwingen, drückst du kräftig mir die Hand, Oh, da lern ich wieder hoffen, hoffen für mein Vaterland“ 9 , dichtete Fontane damals den neugewonnenen Freund an, der freilich im Februar 1842 Leipzig bereits wieder verließ, um sich in Berlin dem medizinischen Studium mit größerer Intensität zu widmefi, als sein politisches Engagement ihm in Leipzig, als er ganz unter dem Einfluß Krieges stand, erlaubt hatte. „Zu der Überzeugung habe ich nun doch kommen müssen“, schrieb Schauenburg am 6. August 1842, kurz vor einem Besuch in der Pleißestadt, ohne Vorwurf an Hermann Kriege, „daß ich in Leipzig, wo ich doch eigentlich nie unfleißig war, in der Medizin selbst nur schwache Fortschritte gemacht. Aber schadet nichts! Habe ich doch leben gelernt, die Bedürfnisse der Zeit erkannt und mein Teil gewirkt an der großen Hauptsache. Wäre ich gleich nach Berlin gegangen, so würden mir die Krankheiten der Menschen und ihre Heilung bekannter sein; aber auch die Krebsschäden der Gegenwart?“ 10
Um die über Jahrzehnte währenden sporadischen Kontakte zwischen Fontane und Schauenburg verstehen zu können, muß möglichen Begegnungen der beiden nach dem Zusammensein in Leipzig nachgegangen werden, denn ihr gleichzeitiger Aufenthalt in dieser Stadt dauerte ja nur ein knappes halbes Jahr. Der Beginn ihrer Bekanntschaft ist mit September
1841 anzusetzen (Fontane: „Als der Sommer 1841 auf die Neige ging“), äuiüül'nburgs Abreise im Februar 1842 fiel mit Fontanes Erkrankung an rheumatischem Fie'öSf j n der Leipziger Hainstraße zusammen. Im Mai
1842 befand sich Fontane nach JölISS’ neuesten Erkenntnissen 11 zur endgültigen Genesung vorübergehend in Letschin. Cl3S“5 Dorf im Oderbruch aber erreichte er über Berlin, so daß auf der Durchreise die lvlögllShkeit einer Begegnung mit Schauenburg durchaus gegeben war — wenn auch darüber nichts bekannt ist. Ob sich Fontane im weiteren Verlauf des Jahres 1842, als nämlich Schauenburg im August zum Stiftungsfest der Burschenschaft „Kochei“ nach Leipzig kam, mit dem Freund traf, ist zwar ebenso der Vermutung anheimgestellt wie eine oben als möglich angedeutete Begegnung in Berlin, doch wußte Schauenburg im November 1842 von Fontanes und Max Müllers geplantem politischen Musenalmanach, dessen Manuskript zu der Zeit in Leipzig in Müllers „Kasten“ lag. 12 Am 17. November 1842 nämlich schrieb Schauenburg aus Berlin an Hermann Kriege in München: „In Leipzig projektieren Fontane, M. Müller etc. einen politischen Musenalmanach, zu dem ich ein geharnischtes Gedicht eingeschickt, aber wer weiß, ob es erscheinen darf. Die ,Rheinische Zeitung 1 lobte mir’s sehr, meinte aber auch, sie dürfe es nicht geben.“ 13 Würde dieses Projekt eines politischen Almanachs auf die Zeit zurück-