versität, Oberregierungsrat Adalbert von Ladenberg, die Aufnahme in die philosophische Fakultät und meldete pflichtgemäß, der er „gestern abends hier eingetroffen und vorläufig beim stud. med. Schauenburg abgestiegen“ sei. Aus seiner Heimatstadt Lienen sei er ohne Zeugnisse und „ohne weitere Legitimation“ nach Berlin gereist, in der festen Überzeugung, daß man in der preußischen Hauptstadt seiner „philosophischen Entwicklung nicht ähnliche Hemmnisse in den Weg legen werde“ wie in München. Er bat sogar, ihn „vor allen Kollisionen mit der hiesigen Polizei zu schützen“, indem man ihn einstweilen die „Vorteile des Studenten mitgenießen“ lasset la
Die Immatrikulation an der Berliner Universität wurde Kriege ebenso verweigert wie ein daraufhin am 30. August 1843 erbetenes Führungszeugnis, das er für einen beabsichtigten halbjährigen Aufenthalt in Dresden benötigte. Ladenberg erklärte Kriege am 31. August, daß dieser ganz „von den Bestimmungen der polizeilichen Behörden abhängig sei“. 17 Der Minister des Innern, von Arnim, wiederum gab in einem Schreiben an den Polizeipräsidenten vom 11. September 1843 seiner Sorge Ausdruck, von Dresden aus könne sich Kriege „in ununterbrochene Verbindung mit der Universität und den vielen oppositionell und radikal gesinnten Literaten in Leipzig zu erhalten suchen.“ 18 Kriege wurde also am 20. September 1843 von der Polizei aus Berlin ausgewiesen — mit der Auflage, sein Militärjahr an einem Ort abzudienen, an dem sich keine Universität befinde. Er hatte sich nämlich, zwar seiner „Mission“ getreu, aber seine allen obrigkeitlichen Stellen verdächtige Situation unberücksichtigt lassend, in dem am 5. August 1843 mft behördlicher Genehmigung offiziell gegründeten „Leseverein der Berliner Universität“ zum Präsidenten des Ausschusses wählen lassen. Ganz abgesehen von Krieges „Ruf“ verletzte dies die genehmigten Statuten des Vereins, denen zufolge alle zu Wählenden eingeschriebene Studenten der Universität sein mußten. Auch Schauenburgs Wahl in den Ausschuß des Lesevereins als Beisitzer der medizinischen Fakultät erregte Unwillen, da er ja erst ein Vierteljahr zuvor aus dem Karzer entlassen war und überdies als promovierter Mediziner (seit Ende August) nicht mehr den Statuten des Vereins entsprach. Da von den acht zur Anschaffung vorgeschlagenen Zeitungen ..vier notorisch einer radikalen und zum Teil, wie die Mannheimer Abendzeitung und die Sächsischen Vaterlandsblätter... sogar einer revolutionären, der preußischen Monarchie feindlichen Richtung.“ angehörten 19 , zog Ladenberg auf Anweisung Eichhorns die „versuchsweise und vorläufig mir auf ein Jahr mit dem Vorbehalte sofortiger Auflösung bei sich ergebenden Mißbräuchen“ erteilte Genehmigung 20 bereits am 5. Oktober 1843 — also nach zwei Monaten — wieder zurück.
Schauenburgs politische und künstlerische Aktivität war während seiner Berliner Universitätszeit neben seinem Fleiß als Student außerordentlich. Schon vor der offiziellen Eröffnung des „Lesevereins“ war er für diesen tätig; Krieges Eintreffen in Berlin führte nur zum letzten Schritt der Konstituierung. Im November 1842 beteiligte Schauenburg sich an einer Sammlung für eine „Bürgerkrone“ für den Königsberger Arzt Johann
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