Jacoby 21 , der wegen seiner „Vier Fragen“ (1841) in Hochverratsprozesse verwickelt war. Er lud am 12. Mai 1842 den in Breslau amtsenthobenen Hoffmann von Fallersleben in seiner Wohnung zu einer Studentenfete ein 22 und versuchte auch mit Georg Herwegh Kontakt aufzunehmen. Seine Beziehungen zu den Freiheitssängem nutzend, gab er als bleibendes Denkmal im März 1843 in Leipzig „Deutsche Lieder nebst ihren Melodien“ 23 heraus, den Vorläufer des späteren ebenfalls von ihm betreuten Lahrer Kommersbuches, das über 150 Auflagen erlebte. Mitherausgeber dieser Liedersammlung war der in Brief 1 erwähnte Rudolf Löwenstein 2 '', der von der Breslauer Universität nach Berlin gekommen, dort spätestens im Mai 1844, als er im „Tunnel“ erfolgreich mit Fontane konkurrierte 2 ' 1 , dessen Bekanntschaft machte.
Schauenburg hielt sich unter der Adresse Marienstraße 1 d bis zum Frühsommer 1844 in Berlin auf. Wenn auch Einzelheiten seines damaligen Ergehens nicht bekannt sind'-*, wissen wir doch aus einem noch in Leipzig geschriebenen Brief Max Müllers an Fontane in Letschin vom 4. Januar 1844, daß er in Berlin erneut in Schwierigkeiten geraten war. 27 Dies bestätigt auch ein Brief vom 10. Juni 1844, den Schauenburgs konservativer Freund, der Basler Kunsthistoriker Jacob Burckhardt, an den jetzt in Würzburg lebenden Schauenburg schrieb. Es heißt dort: „Mensch des Erbarmens, Hermann mein Rabe, was hast Du wieder angerichtet? Schreibst mir wahrhaftig, wie daß man Dich aus preußischen und sächsischen Staaten fortgejagt und sagst mir nicht warum? Jetzt lieber Bruder bitt ich Dich kniefällig, halte Dich jetzt in Baiem still! Wenn Du hier wieder die alten Streiche machst, so kann Deine ganze Karriere zu scheitern gehn! das bedenke.“ 28
Wie weitere Briefe Burckhardts zeigen 29 , befürchtete Schauenburg nach seiner Flucht nach Bayern, daß er durch Krieges Verschulden in die erneute mißliche Lage geraten war. Diese Bedenken waren — Burckhardts Briefen zufolge — bald ausgeräumt: Dies ist ein Beweis dafür, daß zwischen Schauenburg und Kriege nach der Trennung in Berlin im September 1843 Kontakte bestanden haben müssen. Kriege war nach Antritt seines Militärdienstjahres im Januar 1844 in Bielefeld seiner „heiligen Mission“ weiter treu geblieben und wurde im Sommer 1844 wegen aufwieglerischer Tätigkeit — dieses Mal unter den Soldaten — in Kaft genommen. Fontanes Gedicht „An Hermann Kriege“ zeigt eine so detaillierte Kenntnis von Krieges damaligem, Fernerstehenden wohl schwerlich bekannt gewordenen Lebenslauf, daß es undankbar erscheint, er habe nicht durch längerwährenden persönlichen Kontakt als bis „Sommer 42“ — wie er in „Von Zwanzig bis Dreißig“ schreibt 30 — davor erfahren. Wahrscheinlicher ist, daß Fontane, der erst ab Mitte August 1843 in Letschin bei seinen Eltern lebte (von dort aus auch leicht Ausflüge nach Berlin unternehmen konnte), sowohl mit Kriege als auch mit Schauenburg bis zum Sommer 1843 (oder sogar noch später) gelegentlichen Umgang gehabt hat. Über Krieges weiteres Ergehen bis 1844 dürfte Fontane durch Mitteilungen Schauenburgs, der sich ja bis Sommer 1844 in Berlin aufhielt, unterrichtet worden sein. Fontane war 1844 von Ende März an mit
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