Heft 
(1979) 29
Seite
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Ausnahme der Englandreise vom 25. Mai bis 9. Juni ständig in Berlin. Wie hätte er sonst von Kriege schreiben können:Als aus dreißig deut­schen Staaten / Man systematisch dich hinausgehetzt / Zwang man dich in die Jacke des Soldaten ... und bezugnehmend auf Krieges Verhaftung im Sommer 1844:Sie haben dich dem Büttel übergeben... / Dein Bett­genoß ein Dieb vielleicht ein Schächer... 31 Fontane wußte offenbar auch um Krieges Besuch bei Ludwig Feuerbach, den er in dem zitierten Gedicht Kriegesneuen Heiland nennt; dieser Besuch fand aber erst nach Krieges Studienzeit in Leipzig, die bis zum Sommer 1842 dauerte, nämlich im Oktober des Jahres, in Bruckberg statt. Erinnert sei hier auch an den zweifellos durch Kriege vermittelten Wiederabdruck von Fontanes GedichtBerliner Republikaner im Juli 1844 im radikal-demokratischen Weser-Dampfboot , 32

Dieser Exkurs über mögliche Kontakte zwischen Fontane und dem Kriege so eng verbundenen Hermann Schauenburg nach dem gemeinsam in Leipzig verlebten halben Jahr regt vielleicht an, Fontanes Biographie der Jahre 1842/43 als unter einem intensiveren Einfluß dieser beiden Freunde stehend zu betrachten. Warum sollte Fontane genauso wie er Ende April 1844 Max Müller kurz nach dessen Übersiedlung nach Berlin aufgesucht hat dies nicht auch bei den ihm ebenso vertrauten, politisch allerdings weit engagierteren Freunden Schauenburg und Kriege getan haben? Gerade deren Engagement hilft, Fontanes Schweigen über diesen Lebensabschnitt zu erklären. Es hilft verstehen, warum er in seinen Erinnerungen seine Rückkehr von Leipzig über Berlin nach Letschin, die nachweislich im Sommer 1843, derheißesten Zeit für Schauenburg und Kriege, stattgefunden hat, in den Oktober 1843 verlegt.

Neue Freunde wie Bernhard von Lepel, neue Erlebnisse wie die England­reise und das Militärjahr, und ein neuer literarischer Kreis, derTunnel, drängten Vergangenes zurück, in welchem die Grenze vom spielerisch Leichten zum Gefährlichen überschritten zu werden drohte, um erst unter dem gewaltigen Eindruck der Revolution vom März 1848 wieder Bedeu­tung zu gewinnen. Unter dem Einfluß vonSchnupfensentimentalität wie er es nennt sind ihmdie lieben alten Jungen aus der Leipziger Zeit, mit denen er gemeinsam mit Wilhelm Wolfsohnoftmals so traulich und heiter zusammen war, auch Ende 1847 wieder ganz gegenwärtig. So viel wie möglich wünscht er über das Ergehen Max Müllers, Schauen­burgs, Krieges und Ludwig Köhlers zu erfahren. Ohne der hier beibehal­tenen Reihenfolge der von Fontane im Brief an Wolfsohn vom 10. Novem­ber 1847 33 aufgezählten Namen besondere Bedeutung beimessen zu wollen, handelt es sich doch zweifellos bei den Genannten um die ihm Vertrau­testen aus den Leipziger Tagen. Nicht nur in diesem Brief wird Wolfsohn um Vermittlung gebeten, er spielte überhaupt in der Beziehung zwischen Fontane und Schauenburg eine verbindende Rolle. Zwischen Schauenburg und Wilhelm Wolfsohn gab es von Anfang ihrer Bekanntschaft an viel Gemeinsames. Ersterer hatte als H. Auen unter der Jahreszahl 1840 in neun Strophen Wolfsohn in Robert BindersEisenbahn mit den Worten angedichtet:

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