Heft 
(1979) 30
Seite
472
Einzelbild herunterladen

Paris, seine Begegnung mit August Bebel, seine Gespräche mit Gustav Stürck, vor allem aber die aus wirklicher Heimatliebe gestalteten Ham­burger Schilderungen, wie etwa die Faust-Aufführung im Emst-Drucker- Theater oder die Einweihung des Heine-Denkmals, sind schön, wahrhaftig und lebendig. 4

Später haben noch andere Kritiker den Vergleich Fontane Bredel for­muliert. Alexander Abusch schreibt 1952:Die Trilogie .Verwandte und Bekannte 1 hat als Roman einer deutschen Familie in der Entwicklung unserer nationalen Literatur eine besondere Bedeutung. Die Hinweise auf den großen Erzähler Theodor Fontane [Hervorhebung H. Z.], die in Besprechungen über ,Die Väter 1 anklangen, sind für Willi Bredel sehr ehrenvoll, aber sie betreffen eigentlich nur die durchhaltende Kraft seines Erzählens, die Fülle seiner charakteristischen Gestalten, die sichere Ver­knüpfung in der Personenführung und auch sein methodisches Anknüpfen an das Beste in der deutschen realistischen Erzählertradition. Die Beson­derheit von .Verwandte und Bekannte 1 ist jedoch das qualitativ Neue, das sie in die Literatur bringen. Es ist die lebendige Darstellung von Menschen der deutschen Arbeiterklasse in ihrer historischen Entwicklung vor und während der Epoche des Imperialismus bis in unsere Tage, da schon ein Teil Deutschlands dem kapitalistischen Weltsystem entrissen ist. 5

Über Bredels TrilogieVerwandte und Bekannte schrieb I. Fradkin 1957 unter anderem:Zweifellos hat Bredels Trilogie die Traditionen des .Familienromans' in sich auf genommen; der Einfluß einiger Klassiker des deutschen kritischen Realismus, vor allein Theodor Fontanes [Hervor­hebung H. Z.], ist darin deutlich spürbar. 6

H. Huppert machte im Jahre 1965 auf eine andere Fontane-Ähnlichkeit bei Bredel aufmerksam. Zu den theoretischen Auseinandersetzungen der fortschrittlichen Schriftsteller am Anfang der dreißiger Jahre in Fragen der Methoden des neueren amerikanischen Romans schrieb er:W. B. beharrte auf der extremen Zurückweisung der Thesen des .Bewußtseins­stroms' und .inneren Monologs', die damals in unserer Sphäre den heftig­sten Sreit auslösten. Er blieb gegenüber Jämes-Joyce-Anfälligen immerzu Fontanetreu [Hervorhebung H. Z.]. In Gestaltungsfragen glaubte er fest an die ausschließliche Brauchbarkeit der griffig realistischen Erzähl­handlungen. 7

Im Jahre 1966 wies L. Bock auf Fontane-Parallelen bei Bredel folgender­maßen hin:Zwar gibt es im Hinblick auf die Stoff- und Sujetwahl zwischen Fontane [Hervorhebung H. Z.] und Bredel keine Vergleichs­punkte, wohl aber in der Art und Weise der Darstellung der einfachen Menschen aus dem Volke. Dabei führt Bode beispielsweise die im Roman Irrungen, Wirrungen gezeichneten Charakterbilder von Lene, Mutter Nimptsch und dem Ehepaar Dörr an, die sie mit Bredels Helden des RomansDie Väter zusammenstellt. 8

Bevor auf weitere Ähnlichkeiten zwischen Bredel und Fontane näher eingegangen wird, sei hier noch versichert, daß auch gewisse grundlegende Unterschiede, die zwischen beiden auftreten, nicht außer acht gelassen

472