werden. Im Unterschied zu Fontane war Bredel von Anfang an und auch sein Leben lang konsequent mit der Arbeiterklasse aufs engste verbunden; ihrem Kampf galt seine politische Tätigkeit, der auch sein publizistisches und literarisches Schaffen untergeordnet war. Wenn man jedoch, diesen Unterschied nicht außer acht lassend, dem Leben und dem Werk beider Schriftsteller vergleichend nachforscht, so muß auffallen, wie viele Parallelen darin auftreten.
Obwohl Bredel von Fontane ein ganzes Menschenalter trennt, findet man in ihren Biographien interessante Ähnlichkeiten. Beide waren „Menschen der Wasserkante“, obwohl das im Falle Fontanes mehr die Sache seines Bekenntnisses ist als seines Geburtsortes. Der in Neuruppin geborene Fontane drückte dazu als 66jähriger folgende Meinung aus: „ ... Alles, was an dem Küstenstriche von Nord- und Ostsee liegt“, sei „viel schöner, reicher, feiner... als das Binnenland, ganz besonders als die Provinz Brandenburg. ... An der Küste hin schmeckt alles nach England, Skandinavien und Handel, in Brandenburg und Lausitz schmeckt alles nach Kiefer und Kaserne.“ 9 Er wies auch des öfteren darauf hin, daß für seine Entwicklung die in der Hafenstadt Swinemünde verbrachten Jahre (1827—1832) die wichtigsten waren; so schrieb er z.B. in einem Brief an Friedlaender: „Es gibt doch wirklich eine Art genius loci, und während an manchen Orten die Langeweile ihre graue Fahne schwingt, haben andere unausgesetzt ihren Tanz und ihre Musik. Diese Beobachtung habe ich schon als Junge gemacht; wie spießbürgerlich war mein heimatliches Ruppin, wie poetisch das aus bankrutten Kaufleuten bestehende Swinemünde, wo ich von meinem siebenten bis zu meinem zwölften Jahre lebte und nichts lernte. Fast möchte ich hinzusetzen ,Gott sei Dank. Denn das Leben auf Strom und See, der Sturm und die Überschwemmungen, englische Matrosen und russische Dampfschiffe, die den Kaiser Nikolaus brachten — das war besser als die unregelmäßigen Verba, das einzig Unregelmäßige, was es in Ruppin gab. Ja, Swinemünde war herrlich ... “ 10
Bredel wohnte von Geburt an bis zu seinem 33. Lebensjahr in Hamburg, war 1926/27 als Seemann auf Fahrten, wohnte dann nach 1945 in Rostock und Schwerin und ist bis zum Tode der Sohn der Wasserkante geblieben. Auf literarische Auswirkungen der beschriebenen Lebensereignisse werden wir noch zu sprechen kommen.
Merkwürdig ist, daß Fontane und Bredel als Kinder von Krigeserlebnissen stark beeindruckt worden sind und daß diese Erlebnisse von Bedeutung für ihr weiteres Leben waren. Für Fontane war es der Novemberaufstand 1830/31 in Polen, den er „als Zehnjähriger mit heißen Wangen und Tränen in der Zeitung verfolgte“. 11 Für Bredel war es der erste Weltkrieg, den er im Alter von 13 bis 17 Jahren erlebte und der es u. a. verursachte, daß er sich zum entschlossenen Kriegsgegner und Kommunisten entwickelte. Rückblickend schreibt er darüber; „Es war im Kriegsjahr 1916.
. .. Wir leisteten illegale antimilitaristische Kleinarbeit. ... In der Gruppe