beispielsweise, in der ich arbeitete, wurden Spartakusbriefe und illegale Feldpostbriefe an die Front verschickt..." 12
Fontane und Bredel waren beide, im Grunde genommen, wißbegierige Autodidakten und erwarben größeres Wissen durch Lektüre und durch das Leben selbst, wobei sie sich nicht nur auf die Erkenntnis ihres eigenen Heimatlandes beschränkten, sondern nach breitester Weltkenntnis strebten, was u. a. in ihren vielen Reisen zum Ausdruck kam. Daraus erwuchs auch z. B. ihre gemeinsame Faszination für Skandinavien. Fontane beendete mit 17 Jahren die Gewerbeschule (Abgang mit dem ,,Einjährigen“-Zeugnis) und wurde Apothekerlehrling; auf diesem Wege bringt er es nach elf Jahren bis zum Apotheker erster Klasse. Nach Jahrzehnten schreibt er dazu folgendes: „Ohne Vermögen, ohne Familien- anhang, ohne Schulung und Wissen [Hervorhebung H. Z.], ohne robuste Gesundheit bin ich ins Leben getreten .. . “ 13
Bredel verließ mit 15 Jahren die Volksschule, wurde Dreherlehrling und Metallarbeiter, dann erweiterte er seine Kenntnisse in Literaturzirkeln der proletarischen Jugendbewegung, um als 29jähriger seine Schriftsteller- laufbahn anzutreten.
Beide unternahmen viele Reisen in Deutschland und ins Ausland. Fontanes Reisen fanden hauptsächlich im Alter von 22 bis 56 Jahren statt (u. a. nach England, Schottland, Dänemark, in die Schweiz, nach Frankreich, Italien und Österreich). Bredel reiste vom 19. bis zum 63. Lebensjahr, wobei zu bemerken ist, daß es in den Jahren 1934—1945 zwangsläufige, sich aus der Notwendigkeit des Exils ergebende Reisen waren (u. a. suchte er Italien, Spanien, Portugal, Nordafrika, die Tschechoslowakei, die UdSSR, Frankreich, China, Rumänien, Polen, Ägypten, Indonesien, Ungarn und Jugoslawien auf).
Fontane drückte seine Begeisterung für die nordischen Länder in dem schon erwähnten Brief an seinen Sohn vom 6. Juni 1885 aus. Bredels Faszination für Norwegen kommt in seinen bisher unveröffentlichten Werken zum Ausdruck. So spielt sich beispielsweise die Handlung seines Dramas „Christina“ in Norwegen ab. l/ ' Einer der Helden der Erzählung „für junge Leser“ unter dem Titel „Kinder des Hamburger Hafens“, der Obermaat der faschistischen Kriegsmarine Heinrich Holm, berichtet vom Kampf der norwegischen Partisanen und von einer Hinrichtung der Zivilbevölkerung in einer norwegischen Hafenstadt. 13 In seiner Filmerzählung „Bettina“ schildert Bredel u a. den Kampf der fortschrittlichen Kräfte Norwegens für den Frieden und gegen die Atomrüstungen der NA TO-Kräfte. 10
Fontane war vom 6. März bis zum 31. Oktober 1876 Sekretär der preußischen Akademie der Künste. Bredel hatte im Alter von 55 bis 63 Jahren die Funktionen des Vizepräsidenten (1956—1962) und Präsidenten (1962 bis 1964) der Akademie der Künste der DDR in Berlin inne. Abgesehen von literarischen Erfolgen, genossen diese beiden Autodidakten hohes Ansehen auch auf dem Gebiet der Wissenschaft. Fontane erhielt im Alter von 75 Jahren den Doktortitel h. c. der Berliner Universität, und Bredel erhielt den Ehrendoktor-Titel der Universität in Rostock mit 44 Jahren.
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