deren Geschichte. Beide wanderten viel durch die ihnen nahen Gegenden und drückten ihre Heimatliebe in Beschreibungen aus: Fontane in seinen ..Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, Bredel in seinem verschollenen Roman über das norddeutsche Dorf der zwanziger Jahre und in der Trilogie „Verwandte und Bekannte“. Bredels Vaterstadt Hamburg scheint auch Fontane recht stark beeindruckt zu haben, was sich beispielsweise in den Romanen „Elfi Briest“ und „Frau Jenny Treibei“ widerspiegelt. In dem ersten, eine Urlaubsreise seiner Hauptgestalten beschreibend, führt er diese über „Hamburg, das ihnen ungemein gefiel“ (obwohl er in diesem Zusammenhang andere bedeutende Städte ohne irgendeine adjektivische Hervorhebung aufzählt); in dem zweiten läßt er Jennys Schwägerin Helene einer Hamburger patrizischen Kaufmannsfamilie entstammen, was ihm häufig Gelegenheit gibt, an Hamburg anzuknüpfen. 32 Bei Bredel ist Hamburg der Ort der Handlung in vielen seiner Werke, so z. B. in der sogenannten „kleinen Trilogie“ („Maschinenfabrik N & K“, „Rosenhof - straße“, „Der Eigentumsparagraph“), im Roman „Dein unbekannter Bruder“, in der großen Trilogie „Verwandte und Bekannte“, in den Erzählungen „Der Spitzel“ und „Der Opfergang“ (zum Teil), in der unveröffentlichten Erzählung aus der ersten Hälfte der vierziger Jahre „Kinder des Hamburger Hafens“, u. a. Vor allem aber widmete Bredel seiner Heimatstadt das Buch „Unter Türmen und Masten“ (1960), welches — auch nach dem Untertitel — die Geschichte der Stadt Hamburg in Geschichten darstellt.
Es sei hier noch auf ein Thema aufmerksam gemacht, das von beiden Schriftstellern aufgegriffen worden ist — die Geschichte der im 14. Jahrhundert als Likedeeler und Vitalienbrüder bekannten Seepiraten der Ost- und Nordsee. H. Fricke hat 1938 aus dem Theodor-Fontane-Archiv Fontanes let/Jen Romanentwurf „Die Likedeeler“ veröffentlicht, der nur in Form von Aufzeichnungen bestand. 33 Zu diesem literarischen Vorhaben Fontanes sind I. Fradkins Bemerkungen sehr interessant: „Immer häufiger dachte er [d. h. Theodor Fontane — H. Z.] über die Perspektiven einer sozialen Revolution nach. Ausdruck hierfür ist sein Vorhaben, einen historischen Roman über die Vitalienbrüder unter Klaus Störtebecker im 14. Jahrhundert, betitelt ,Die Likedeeler', zu schreiben. Fontane gelang es nicht mehr, dieses Vorhaben zu verwirklichen, aber viele Erwähnungen in Briefen und im Tagebuch sowie Entwürfe geben Kunde von dieser Absicht. Im Unterschied zu früheren Geschichtsschreibern wollte Fontane keine Piraten und Plünderer, sondern die soziale Bewegung der kommunistischen ,Gleichteiler‘ beschreiben. Nach seiner Aussage zog ihn vor allem die .sozialdemokratische Aktualität' des Themas an. Die Schilderung der Massenhinrichtung der Aufständischen 1402 in Hamburg schloß in einem Entwurf von 1883 mit Worten, die zweifellos vom .Kommunistischen Manifest' inspiriert waren: ,Das Gespenst, das in Marienhafe umgeht. Das ist Klaus Störtebecker, der in Marienhafe umgeht. Aber durch die Welt geht das Gespenst der Likedeeler.' “ 3( In dem schon erwähnten Brief an seinen Verleger schrieb Bredel dazu folgendes: „Der greise Fontane [Hervorhebung H. Z.], der die Absicht hatte, einen
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