Heft 
(1979) 30
Seite
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aus unseren Hirnen und Herzen und aus unserer Heimaterde auszu­roden. 37 Diese eindeutig antimilitaristische Haltung Bredels kommt auch in seinen literarischen Werken zum Ausdruck.

Dabei ist es jedoch zweckmäßig, den Leser auf die Kategorie dergerech­ten Kriege aufmerksam zu machen. Angesichts der verbrecherisdien Aggressionskriege der Hitlerfaschisten hat Bredel in einigen seiner Werke des Zeitraums 19401945 ausdrücklich für die um ihre Freiheit ringenden Völker Partei ergriffen, wobei er deren Freiheitskampf als gerechten Krieg (im Gegensatz zum imperialistischen Krieg) bezeichnet. Dies ist das Hauptproblem des DramasChristina, dessen Handlung in Norwegen zur Zeit der deutschen Okkupation spielt und in dem der Autor den heldenhaften Kampf des norwegischen Volkes gegen die Nazis und die eigenen Landesverräter darstellt. Charakteristisch ist hier seine eindeutig bejahende Stellungnahme zum gerechten Kampf des norwegischen Volkes und fortschrittlich gesinnter deutscher Soldaten gegen die deutsche Aggression in Norwegen, -wobei er mit höchster Achtung vom Patriotismus und Heldentum der Norweger spricht. 38 Im RomanPeters Lehrjahre (geschrieben etwa 194244) sagt Bredel vom Titelhelden, der sich den holländischen Partisanen anschließt:Die Losung, unter der die hollän­dischen Patrioten kämpften: ,Tod den faschistischen Henkern! Freiheit den Völkern Europas! 1 das war auch seine Losung. Dafür kämpften im fernen Rußland die bewunderungswürdigen Rotarmisten und Partisanen genauso wie die Bergbauem Jugoslawiens, die Partisanen Griechenlands, die Fischer Norwegens und die Patrioten in Frankreich, Belgien, in der Tschechoslowakei und in Polen, überall, wo der faschistische Soldaten­stiefel hintrat. 39 Auch der Obermaat Hein Holnj in der ErzählungKinder des Hamburger Hafens erklärt seinen jungen Freunden, daß die Russen und die Norweger mit allem Recht ihren Freiheitskampf kämpfen, wohingegen die Deutschen die jämmerliche Rolle der Freiheitsschinder spielen. 40 Im RomanDie Söhne (1949) ist dieser Gedanke noch einmal formuliert:Gegen räuberische Eindringlinge kann es kein Erbarmen geben. Ein freies Volk, das frei bleiben will, muß seine Freiheit ver­teidigen. 41

Sowohl bei Fontane als auch bei Bredel kommt eine unverhehlte Begeiste­rung für Polen als Nachbarland und Vorkämpfer für Völkerfreiheit und Fortschritt zum Vorschein. Fontanes schon erwähnter Enthusiasmus für den polnischen Norvemberaufstand 1830/31 kam vor allem in seinem Brief vom 14. Februar 1854 an Th. Storm zum Ausdruck, in dem er schreibt, er habe als Zehnjähriger wie ein Kind geweint,als es nach der Schlacht bei Ostrolenka mit Polen vorbei gewesen sei. 42 Dieses historische Ereignis hat Fontane noch einmal, diesmal literarisch, bearbeitet, und zwar in dem 1885 erschienenen RomanUnterm Birnbaum. Es wird hier die Auffassung vertreten, daß Fontane dieseKriminalnovelle eigens deswegen in dieser Form verfaßt hat, um seine Sympathie für Polen und seinen Protest gegen die zu jener Zeit verlaufenden Bismarckschen Zwangsevakuierungen der polnischen Landbevölkerung aus den damaligen okkupierten Bezirken Posen und Westpreußen öffentlich zu bekunden.

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