wedelnden Pfaffen [Hervorhebung H. ZJ, (die immer an der Spitze sind) übertroffen, von diesen Teufelskandidaten, die uns diese Mischung von Unverstand und brutalem Egoismus als Ordnung Gottes auf reden wollen.“ 58
Auch in dieser Hinsicht ist ihm Bredel ähnlich. Seine kirchenfeindliche und antiklerikale Einstellung kam in einigen seiner Werke eindeutig zum Ausdruck, zu denen z. B. die Erzählungen „Der Anstaltspfarrer und die Steuern“ (1931) und „Religionskrieg im Zuchthaus“ (1940) sowie auch eine Anthologie unter dem Titel „Päpste, Pfaffen und Mönche im Spiegel der Literatur“ (1940) gehören. 57
Charakteristisch für die Prosawerke beider besprochenen Schriftsteller sind identische oder ähnliche Arbeitsmethoden an diesen Werken. Es wird hier nur auf einige dieser Ähnlichkeiten hingewiesen. Die für Fontane so typische realistische Beobachtung des Lebens und die Verwendung konkreter Stoffe direkt aus dem ihn umgebenden Leben finden wir z. B. nachweisbar in „Schach von Wuthenow“ vor. „Fontane schöpfte seinen Stoff aus einer wirklichen Begebenheit, die er ein wenig retuschiert hat. Herr von Schach (eigentlich Schack), der Rittmeister, hat wirklich existiert, ebenso wie seine Verlobte, Victoire von Carayon (eigentlich v. Crayen- Leveau). Die geplante Verbindung war eine Geldheirat, die den Rittmeister aus einer verzweifelten Finanzlage retten sollte. Wenige Tage vor der offiziellen Verlobung nimmt er sich das Leben. Zwei hauptsächliche Bestandteile des Fontaneschen Romans, die Häßlichkeit der jungen Dame und das Prestige des Rittmeisters, das er seiner Mondänität und seiner Eleganz verdankt, entstammen der Wirklichkeit. Und ganz besonders war es die Motivierung des Selbstmordes, nämlich Angst vor Lächerlichkeit, die Fontane dazu anreizte, das Thema zu behandeln. Indessen, die Originalität der Erzählung beruht auf Abänderung eines grundlegenden Details, des Zeitpunkts. Die Begebenheit fand im Jahre 1815 statt. Aber Fontane verlegte die Handlung vor, ins Jahr 1806. Nur so konnte ihm die Beweisführung gelingen, daß der ,Fall‘ Schach und der Niedergang Preußens einander gegenseitig erklären. Nachdem also die Romanhandlung gegeben war, mußte der geschichtliche Hintergrund konstruiert werden. Um diese Aufgabe zu erfüllen, hat Fontane ausführliche Quellenstudien unternommen.“ 58 In Bredels literarischen Werken treten dieselben Merkmale auf. Ein interessanter Beleg für die direkte Verwendung konkreter Fakten existiert im Willi-Bredel-Archiv in Form von biographischen Skizzen reeller Menschen, nach deren Vorbildern dann literarische Gestalten und deren Schicksale vom Autor nachweisbar nachgebildet worden sind. So Anden wir in der Romantrilogie „Ein neues Kapitel“ die Lebensläufe von S. G. als Thomas Waiß, von M. K.-G. als Greta Wächter-Waiß und des Pastors G. als Pastor Klausmann wieder. Ähnlich verhält sich die Sache mit dem schon erwähnten Bettina-Stoff. In denselben biographischen Notizen beßnden sich sowohl eine Skizze der Schicksale einer adligen Gutsbesitzerfamilie aus dem ehemaligen Ostpreußen, die der ganzen Filmerzählung von Bredel zugrunde liegt, als auch genaue Personenzeichnungen, die den Helden dieses Werkes
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