entsprechen, z. B. das Mädchen B. S., als Bettina u. a. m. 59 Bredel sagt bei einer anderen Gelegenheit zu diesem Thema: „Mit der Romanhaftig- keit des Lebens kann phantasiebegabteste Schriftsteller nicht wetteifern.“ ''
Es sei hier auch auf Fontanes lockere Komposition der Werke und auf seine Vorliebe für das Gespräch hingewiesen, wobei die Dialoge sentenzenreich und humorvoll sind, oft mit einem Unterton von Ironie oder gutmütigem Humor, der scharfe Satire in sich birgt. Dieselben Merkmale spiegeln sich in Bredels reifen Werken wider, insbesondere in seinen Romantrilogien “Verwandte und Bekannte“ und „Ein neues Kapitel“ sowie in vielen seiner Kurzgeschichten.
Interessant ist es auch zu beobachten, wie beide Schriftsteller einzelne Motive und Episoden ihrer Werke in andere Werke übernommen haben. So sind bei Fontane beispielsweise manche Motive aus „Effi Briest“ schon in „L’Adultera“ und „Cecile“ enthalten, wobei einzelne Episoden sogar unter Beibehaltung von Details übernommen worden sind. 61 Bei Bredel ist solch ein Verfahren z. B. anhand eines Vergleichs von Manuskripten einer der bestehenden Fassungen seiner Erzählung „Das schweigende Dorf“ mit der sechzehn Jahre später entstandenen Romantrilogie „Ein neues Kapitel“ festzustellen. Dabei sind u. a. folgende Episoden übertragen worden: die Beschreibung der Agrarstruktur von Mecklenburg im Zeitraum 1820—1940, die Durchführung der Bodenreform, das Veschweigen von Untaten, die Schulreform, der Kampf der Neubauern in der britischen Besatzungszone, die Vorliebe der Russen für Säulen usw. 62
Die Eigenart Fontanes, seine Werke mehrere Male umzukonstruieren, kam am deutlichsten im Roman „Effi Briest“ zum Vorschein. „Auf der Suche nach Handschriften fand Fritz Behrend sieben (wenn auch nicht vollständige) Redaktionen des Romans. Von Etappe zu Etappe vertiefte und verbesserte Fontane die Charakteristik seiner Gestalten, veränderte den Handlungsort und das Kolorit des Ganzen.“ 63 Dieselbe Eigenschaft zeichnete auch Bredel aus, von dem mehrere Werke in einigen Fassungen vorliegen, obwohl ein großer Teil seiner Romane — wegen Zeitmangels des Autors — sofort nach der Niederschrift veröffentlicht worden war. Wenn ihm jedoch Zeit dafür gegeben war, arbeitete Bredel viel an seinen Werken und bemühte sich, ihnen eine möglichst vollkommene Gestalt zu verleihen. Zum Beispiel die Erzählung „Das schweigende Dorf“ hat zwei Fassungen: einmal (und das war die frühere Sicht des Autors) als umfangreicher unci recht verzwickter Roman, und das zweite Mal als geraffte Rahmenerzählung. Der Roman „Peters Lehrjahre“ liegt in drei Fassungen vor, von denen eine aus dem Nachlaß publiziert worden ist. Das charakteristischste Beispiel stellt jedoch Bredels nur teilweise veröffentlichte Filmerzählung „Bettina“ dar, die vom Autor binnen vier Jahren vielmals überarbeitet und geändert worden ist und die zuletzt in acht Fassungen unter folgenden Arbeitstiteln vorliegt: „Heimkehr“ (1. und 2. Fassung), „Menschen unserer Zeit“, „Es begann in Stalingrad“, „Rückkehr“, „Bettina“, „Die verlorene Tochter“ und „Von Deutschland nach Deutschland.“ 6 ' 1
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