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In diesem Punkt macht sich Hedwig Wigger-Barsch zum Echo der Worte mit denen Eca de Queiros 1895 seine Würdigung von Joao de Deus eröffnet- „Die dichterische Seele des portugiesischen Volkes ist in Joao de Deus Fleisch gewor- den. Und durch diese Fleischwerdung, die ihn zu einem naiven und tiefsinnigen, kindlichen und erhabenen Dichter machte, läßt sich sein Leben und seine Legende erkiaren “ (in: O Festival de Joao de Deus 8-III-1895. Lisboa 1905, S. 450—456).
Vgl. H. Wigger, a. a. O., Sp. 699: „Der bescheidene Dichter lebte in der Zurückgezogenheit, in dem Viertel, wo die wenig Begüterten lebten; dort war er der Christus der Milde, Barmherzigkeit und lehrte die Liebe Er wollte nicht genannt, nicht gekannt sein.“
7 Max Rychner, Theodor Fontane: Der Stechlin. In: Interpretationen 3 — Deutsche Romane von Grimmelshausen bis Musil. Frankfurt a. M. 1966, S. 218.
8 Vgl. Fritz Mauthner, Kritik über den Roman „Der Stechlin“. In: Berliner Tageblatt, Nr. 585, 8. Nov. 1898 (zit. von Charlotte Jolles, Theodor Fontane. Stuttgart 1972, S. 86). S. auch Walter Müller-Seidel, op. cit., S. 429 und Hans-Heinrich Reuter, Fontane, Bd. 2. München 1968, S. 806.
9 Man lese diesbezüglich folgende Briefe Fontanes: Brief an Carl Robert Lessing vom 8. Juni 1896, Brief an Ernst Heilbom vom 12. Mai 1897 und Brief an Gustav Keysner vom 14. Mai 1898 (zit. v. Hans-Heinrich Reuter, op. cit., S. 836 und 840).
10 Der Gegensatz zwischen dem Alten und dem Neuen wurde von den führenden Fontanekritikem immer übereinstimmend als die zentrale Thematik des Romans erkannt. Diesbezüglich siehe u. a. Heiko Strech, Theodor Fontane: Die Synthese von Alt und Neu. Der „Stechlin“ als Summe des Gesamtwerks. Berlin 1970, und den Aufsatz von Jürgen Rothenberg, Gräfin Melusine. Fontanes „Stechlin“ als politischer Roman (in: Text & Kontext. Kopenhagen, Jg. 4/1976, Heft 3), in dem
— angesichts des den ganzen Roman bestimmenden Prinzips des Gleichgewichts
- das Ergebnis der Gegenüberstellung von Alt und Neu nicht einfach als Synthese, sondern als „ein kompliziertes Sowohl-als-Auch, ein Schwebezustand“ (S. 46) gesehen wird.
11 Vgl. Peter Hasubek, Der Zeitroman. Ein Romantypus des 19. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Deutsche Philologie, Bd. 87, Heft 2, Mai 1968, S. 218—245.
12 Vgl. Brief Fontanes an Adolf Hoffmann, Berlin 1897. in: Theodor Fontane, Werke in zwei Bänden, hg. v. Walter Keitel. München o. J., Bd. 2, S. 1210—11.
13 Vgl. Paul Böckmann, Der Zeitroman Fontanes. In: Theodor Fontane, hg. v. W. Preisendanz. Darmstadt 1973, S. 102—103. Auch Walter Müller-Seidel (op. cit., S. 434) meint, daß die Vertreter des Adels höchst geeignet sind, „eine im Wandel befindliche Herrschaft“ beispielhaft darzustellen, in Anbetracht der Tatsache, daß sie sich auf der Ebene der fiktiven Romanwelt „für das eine so gut eignen wie für das andere, zum Verfall ebenso wie zur Idealität“.
14 S. Theodor Fontane, Der Stechlin. Nymphenburger Taschenbuch-Ausgabe, Bd. 13. München 1969, S. 238. Bei allen weiteren Zitaten des Romans beziehen wir uns immer auf diese Ausgabe. - Bezüglich der bestehenden Ähnlichkeiten zwischen Melusine und Lorenzen und der Bedeutung der Äußerungen, die Fontane diesen beiden Erzieherflguren zuteilt, lese man: Julius Petersen, a. a. O., S. 66 und Walter Müller-Seidel, op. cit., S. 449.
15 Dietrich Sommer (Probleme der Typisierung im Spätwerk Theodor Fontanes .Der Stechlin“. In: Fontanes Realismus. Wissenschaftliche Konferenz zum 150. Geburtstag Theodor Fontanes in Potsdam, Vorträge und Berichte. Berlin 1972, S. 107 “ff.) weist nicht ohne Grund darauf hin, daß der theoretisch-abstrakte Charakter der im Roman zur sozialen Problematik angebotenen Lösungen eng verbunden ist mit der „Abstinenz der zentralen Gestalten gegenüber der gesellschaftlichen Praxis“. Nach Ansicht des erwähnten Kritikers ist das Verhältnis der jüngeren Adelsgestalten zur modernen, bourgeoisen Welt hauptsächlich kontemplativ, reserviert und abstrakt.
16 J. Petersen (a. a. O., S. 47) führt einige, in einer ersten handschriftlichen Version des Romans gemachte Anmerkungen an, in denen auf die zentrale Beziehung zwischen Pastor Lorenzen (der in diesem ersten Entwurf noch Lorenz heißt) und dem Symbol des Sees ausdrücklich hingewiesen wird: „Pastor Lorenz ist in einer Beziehung eine Hauptfigur: die Geschichte mit dem Stechlin-See. die den gedanklichen Kern des Ganzen bildet — wird durch ihn vertreten: was an der Stechlin-Geschichte Symbol und Zeichen ist, das wird durch ihn beständig gedeutet. Er entwickelt beständig den Gedanken, für den der Stechlin-See das Symbol ist.“
17 Vgl. J. Petersen, a. a. O., S. 45. — In einer Fußnote auf derselben Seite dankt der Verfasser Prof. Joao da Providencia Costa von der Universität Coimbra für die über Joao de Deus, sein Werk und seine Rolle als Pädagoge vermittelten bibliographischen Daten. Im Zusammenhang damit sei an dieser Stelle erwähnt.
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