schon gesrchieben hat und das eine Huldigung gegen den russischen Maler Wereschtschagin war, verlieft sehr angenehm . . . “
7 Karl Robert Lessing (1827—1911). Jurist. Miteigentümer der .Vossischen Zeitung'.
8 August von Heyden (1827—1897). Maler, Professor, langjähriger Freund Theodor Fontanes, Mitglied des Rütli.
9 Brief an Mathilde »von Rohr vom 6. Juni 1881: „ ... An einem Abend, ich weiß nicht mehr welchem, waren wir bei Graf Eglolfstein- wo furchtbar viel Gräf- lichkeit und Christlichkeit versammelt war. Es ging noch ganz leidlich ab, und eine alte Gräfin Dohna, ferner eine Frau v. Burgsdorff gefielen mir ganr gut, trotz alledem mache ich dergleichen höchst ungern mit. Es ist eine Zeitvergeudung. Wie’s in solchem Zirkel überhaupt aussieht, das weiß ich, und im besonderen lernt man herzlich wenig dazu. Führen mich bestimmte literarische Zwecke in solche Häuser, so nehme ich das Unbequeme nicht bloß geduldig mit in den Kauf, so fühl ich es auch gar nicht: die stündliche Wahnehmung, daß ich das erreiche,, was ich erreichen will, erhält mich bei guter Laune. Ich kriege, wie die Berliner sagen, .meinen Preis heraus 4 . Fehlen diese Zwecke aber, so krieg ich ihn nicht heraus und ärgere mich, meine Zeit so nutzlos vertan zu haben.“
10 Brief an Emilie Fontane vom 12. August 1882: „Das kleine Diner bei Knyp- hausens verlief gestern sehr angenehm; sie sind alle — namentlich auch sie, die Gräfin — von großer Liebenswürdigkeit, einfach und natürlich und in politischen Dingen ungeheuer ,freiweg‘. So ganz anders sind doch diese Leute als der märkische Durchschnittsadel, von dem, im ganzen genommen, leider all das wahr ist. was Stein vor 80 Jahren über ihn gesagt hat. Sie sind eingebildet (man weiß nicht recht worauf), beschränkt und am ganzen genommen ruppig. Selbst von ihren speziellen militärischen Tugenden zu sprechen ist lächerlich: jeder gesunde Mensch, der in bestimmten soldatischen Anschauungen von Jugend auf trainiert wird, gibt auch schließlich einen guten Soldaten ab ... “
11 Brief an Emilie Fontane vom 6. August 1882: „Ich werde wohl mal eingeladen werden, mache mir aber nichts draus, wiewohl ich ihn und das ganze Haus sehr gern habe. Das liegt daran, daß sein Haus immer vollgepfropft ist von welflschen, sächsischen und mecklenburgischen Adelselementen, mit denen ich mich nicht stellen kann. An dem Welfismus (so ridikül ich ihn finde) würd ich keinen Anstoß nehmen, aber alle diese Herren stehn noch auf dem ,verjohrnen‘ Standpunkt, wonach die Menschheit erst mit dem Baron anfängt. Also etwa, wie wenn ich im Ruppinschen bin. Erst bei solchen Gelegenheiten merkt man so recht die Vorzüge einer großen Stadt. Dieser Provinzadel schlägt immer einen Ton an, als ob man ein alter Hauslehrer wäre . . . “
12 Brief an Georg Friedlaender vom 12. November 1888: „Was Sie mir über Prinz- lichkeit und Aristokratie schreiben, hat mich sehr interessiert; es ist mir ganz zweifellos, daß man in den Kreisen, die sich früher einfach die .Gesellschaft 4 nannten, gesellschaftlich besser fährt als mit Gevatter Schneider und Handschuhmacher; nur eines: man wird nie warm, nie gemütlich und rückt nicht vom Fleck. Man kann sagen: ,Das schadet auch nichts 4 , aber auf die Dauer fehlt einem doch was. Dazu kommt, daß es mir immer schwerer wird, Anschauungen ruhig hinzunehmen, die ich für verrückt oder raufgepufft oder anmaßlich halte. Dergleichen alle 3 Jahr einmal zu hören, amüsiert mich, aber mit solchen Personen zu verkehren ist mir unmöglich. Nur das bleibt bestehn: lieber Einsamkeit und ein Buch und eine Zeitung als schlechte Gesellschaft, von der man nichts hat als Ärger und mitunter direkte Beleidigung .. . “
13 Brief an Emilie Fontane vom 20. September 1898: „Unsre zweite Gesellschaft verlief ebenfalls zufriedenstellend, weil alle voll guten Willens waren. Daß dieser so oft fehlt, daran scheitern so viele Gesellschaften. Zu den Haupttugenden, die Zöllners und wir in alter Zeit vertreten, gehörte diese absolute gesellschaftliche Zuverlässigkeit. Die meisten machen sich ein Vergnügen draus, wenigstens den einen oder andern zu ärgern. 44
14 Breif an Mathilde von Rohr vom 6. Juni 1881: „In der Regel verlaufen die Dinge so, daß man zwar mit exquisiter Artigkeit behandelt, dem ganzen aber dock ein Ton und Wesen gegeben wird, aus denen man die einem zu Teil werdende bedeutende gesellschaftliche Auszeichnung erkennen soll. Dies ist mir nun im höchsten Maße langweilig und ridikül: ich empfinde nichts von einer Auszeichnung, bin vielmehr so kolossal arrogant, mir umgekehrt einzubilden, die Leute müßten froh sein, mich kennen gelernt zu haben. Denn erstlich hab ich doch auch so was wie einen Namen oder Nämchen, was aber viel wichtiger ist, ich habe viel erlebt und gesehen und kann darüber, wenn mir nur einer zuhören will, was aber freilich selten der Fall ist, in eingehender, bilderreicher und espritvoller Weise sprechen. Es ist nichts Auswendiggelerntes, nichts Schablonenhaftes in mir, ich bin ganz selbständig im Leben, Anschauung und Darstel-
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