1. Auflage verkauften sich nur mäßig. Erst 1880 konnte sich der Verleger Hertz zur 2. Auflage entschließen. Sehr treffend wurde der Havelland- Band von Ludwig Pietsch in der „Vossischen Zeitung“ am 26. 1. 1873 besprochen, ein Urteil, welches auch heute noch zu vertreten ist:
„Aber was dem Buch den rechten Wert und Reiz gibt, ist doch nicht diese Vorarbeit andrer, sondern das eigene Sehn und Empfinden des Verfassers. Wie sehr er auch seine Person im Hintergründe taktvoll zurückhält — man vergißt hier übe** den Bildern doch keineswegs den Maler, über den Wanderungen nicht den Wanderer. Wer diese Bände gelesen hat, der muß die Mark liebgewonnen haben.“ (S. 531).
Ausführlich und erschöpfend sind die von den Herausgebern besorgten Anmerkungen. Hier muß ihr Fleiß und Spürsinn hervorgehoben werden. Ein umfangreiches Spezialwissen war dazu nötig. Aber erst die Anmerkungen und Erläuterungen erschließen das Werk in seiner ganzen Breite und Tiefe und ermöglichen auch dem Nichtmärker das Mitgehen und Einfühlen in Landschaft und Geschichte. Aufschlußreich ist auch das beigefügte Literaturverzeichnis mit Werken, die Fontane für den vorliegenden Band benutzte. 9 Reproduktionen aus Fontanehandschriften — u. a. Lageskizzen von den Klöstern Lehnin und Chorin — runden den Band ab.
Nachstehende kritische Ergänzungen zu den Anmerkungen mögen den Herausgebern für eine weitere Auflage von Wert sein:
13) Bei der Anmerkung zu Brennabor, dem angeblichen slawischen Ortsnamen der Stadt Brandenburg, wäre ein Hinweis auf die moderne wissenschaftliche Auffassung in R. E. Fischer, Die Ortsnamen des Havellandes (Brandenburgisches Namenbuch, Teil 4), Weimar 1976, S. 83—85, angebracht. Der Ortsname Brennabor ist keine „Erfindung aus spätmittelalterlicher Zeit“, sondern wurde erst 1677 vorgebracht.
127) Das Fontane angenommene Alter der Eibe im Garten des Herrenhauses hat sich bei späteren, in den Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg mitgeteilten Untersuchungen als falsch herausgestellt. Dieser Baum ist damals erst rund 150 Jahre alt gewesen. 190) „des Tegeler Forstes“. In Brandenburg und darüber hinaus im gesamten Norden des deutschen Sprachgebietes wird das aus spätlat. forestis f. hervorgegangene Wort Forst als Femininum gebraucht, und auch Fontane hat diese feminine Form verwendet (vgl. Band I „Die Menzer Forst und der Große Stechlin“). Unkorrekterweise läßt der heutige Duden Forst lediglich als Maskulinum zu, was abzulehnen ist.
208) Die „Glienicker Brücke“ heißt heute amtlich „Brücke der Einheit“. 221) Noisetten, eigentlich Noisetterosen, sind durch Kreuzungen von China-Rosen und Moschus-Rosen entstandene Rosensorten (keine Arten!), die zwischen 1810 und 1820 erstmalig in den Handel kamen und nach ihrem Züchter Ph. Noisette benannt wurden.
238) Der Sipunt bei Fahrland wird bereits 1375 genannt, der Name bezieht sich nicht nur auf ein „wüstes, romantisches Tal“, sondern auf den gesamten Südwesten der Gemarkung Fahrland, zu dem auch Wiesen („Siegbund-
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