gegangen. Insbesondere kann die mühsame Balance unfruchtbarer, weil erledigter Widersprüche nicht das sein, was uns an Fontane fesselt. Wir sollten unser Augenmerk eher auf die Äußerungen Fontanes richten, in denen er sich mit Entschiedenheit von den Schlacken der eigenen Vergangenheit und denen einer ausgehenden Epoche freimacht. Darin auch spricht sich vor allem die Humanität Fontanes aus.
— Dr. Joachim Krueger, Berlin —
Schuster, Peter Klaus:
Theodor Fontane: Elfi Briest — Ein Leben nach christlichen Bildern.
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1978.
Studien zur Deutschen Literatur, Bd. 55, hrsg. v. W. Barner, R. Brinkmann, Friedrich Sengte.
Die Arbeit, die 1976 am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München entstand, versteht sich als Versuch aus „interdisziplinärem Interesse“ (S. VII). Schuster will das Werk „nach christlichen Bildern und hierin als Abbild gesellschaftlicher Konventionen“ (ebd.) deuten. Das Buch besteht aus 8 Kapiteln Text (185 S.), einem Verzeichnis der mehrfach zitierten Literatur und einem Namensregister (27 S.) sowie einem Anhang mit 58 Abb. von motivverwandten Bildnissen aus 5 Jh. der europäischen Malerei, von den Niederländern bis zur Trivialkunst der Fontanezeit (34 S.). Im Anmerkungsteil der Arbeit (480 Belege; jeweils unten auf der Seite) sind weite Bereiche der westeuropäischen Literatur und Kunstwissenschaft erfaßt. Die DDR ist durch H.-H. Reuter und H. W. Seiffert vertreten. Einschlägige Arbeiten von D. Sommer und P. Wruck 1 fehlen in diesem sonst großzügig angelegten und philologisch genau gearbeiteten Buch.
Schuster geht davon aus, daß Fontane das Schicksal seiner Heldin auf christliche Leitbilder bezogen habe. Er benutzt dafür zweierlei Beweismittel: das direkte Zitat im Text der Buchausgabe (wie etwa das Gedicht von der Gottesmauer im 15. und 18. Kap.) und die mehr indirekte Analogie zu christlichen Mythologemen (wie der Heiligen Familie, Heim suchung und Sündenfall, Passion und Erlösung). Ehe wir den Wert seiner Beobachtungen für die Interpretation darstellen, soll der theoretische Horizont dieses Verfahrens erörtert werden.
Ein Kunstwerk wie „Effi Briest“, dessen Andeutungsstil of beobachtet und dessen Verweisungsmechanismen immer wieder diskutiert worden sind 2 , erklärt sich aus vielfachen Beziehungen. „Um Fontanes Romankunst in ihren gesellschaftskritischen Intentionen zu erkennen, bedarf es durchaus der Kenntnis der Denkmuster und Klischees der Zeit, die sich nicht nur, aber doch mit hervorragender Klarheit im Bereich der bildenden Kunst darstellen.“ (S. 182).
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