Heft 
(1967) 5
Seite
177
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Fraude. Englisch-schottische Familie", 8 so mag diese Gestalt auf einem kleideten Lizzi mit ihrempink-coloured scarf" und ihren Englischstunden bei der Wülsten, deren Aussprache nach Helene »so low, so vulgär" ist. Selbst Frau Jenny ist angesteckt von der Hamburger Anglomanie (aber auch wohl im Berlin der Gründerjahre ist alles Englische Mode), und so beginnt sie ihre Frühstücksunterhaltung mit dem zeitungslesenden Treibei mit einer Frage nach Gladstone.Treibei lachte mit ganz ungewöhnlicher Herzlichkeit. ,Wenn es Dir recht ist, Jenny, bleiben wir vorläufig noch diesseits des Kanals, sagen wir Hamburg oder doch in der Welt des Ham- burgischen, und transportienen uns die Frage nach Gladstones Befinden in eine Frage nach unserer Schwiegertochter Helene.'" (Kap. 8).

Wie früh Fontane schon bemüht war, das England-Thema in irgendeiner Form in sein Romanwerk einzubauen, können wir aus dem Entwurf zu seinem ersten Berliner Gesellschaftsroman Allerlei Glück sehen. Auf den verschiedenen Blättern, die Vorarbeiten enthalten, 5 finden wir Notizen folgender Art:Liebt engl. Literatur. Soll in die dipl. Carriere nach Eng­land, nimmt es an, weil es englisch ist, findet sich unbefriedigt, legt nieder, kehrt zurück, wird Prof, des Angelsächsischen. Schon in seiner Jugend war er Chaucer-Freund; sonst aber moderne engl. Literatur. Überhaupt Eng­landfreund". 6

Ähnliche Aufzeichnungen finden wir in leichter Abwandlung auf einem an­deren Blatt. Der Englandfreund wird hier zu einem England-Schwärmer, der Chaucer-Freund zu einem Beowulf-Mann usw.

Ein andermal heißt es:Distelmeier, Brah. Sein Schwager Fraude. Er ist von englischer Abstammung und Sie werden es bald merken: ein guter Kerl und ein Gentleman . .

Dann wieder wird von politischen Konflikten gesprochen und Befreiung aus dem Gefängnis und Flucht nach England, wobei Fontane an Gottfried Kinkel und Karl Schurz gedacht haben mag. Dieses Motiv war aber nach Julius Petersen für einen anderen Romanplan vorgesehen, der den Titel Erich Erichsen tragen sollte. - In wieder einer anderen Aufzeichnung ist von einer Englandreise, möglicherweise einer diplomatischen Mission, die Rede, die als Schritt der Verzweiflung oder Versuch der Zerstreuung nach Abweisung der Werbung um eine Frau aufgefaßt wird. Offensichtlich ist hier der Kern zu Holks Englandreise nach der Abweisung durch Ebba zu suchen. Wie denn überhaupt viel aus den Vorarbeiten und Entwürfen zu diesem Roman, der nie zur Ausführung kam, in Fontanes andere Romane übernommen wurde, so daß Allerlei Glück, wie Petersen sagt, gewisser­maßen als Urzelle für die späteren Werke anzusehen ist. Auch was das England-Thema anbetrifft, ist dies der Fall. Auf den Kern von Holks Eng­landreise nach seiner Enttäuschung durch Ebba haben wir bereits hinge­wiesen. Wenn wir in einer späteren Skizze des ersten Buches lesen:Held:

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