schienen, das Volksleben, klingt auch im Stechlin als Wesentliches wieder durch: „Aber das Volk. Sehen Sie, da steckt es. Das Volk ist alles". Dabei ist es im allgemeinen gleich, welcher Sprecher welches Thema anrührt, es gibt hier nur Impressionen, keine Diskussionen; zwar mag der junge Herbstfelde sich besonders an Mary mit der Tändelschürze und dem Häubchen erinnern, mit der man sich auch ohne zuviel englische Vokabeln verständigen kann, wenn einem nicht gerade die chinesischen Straßen- akrobaten in die Fenster schauen! Und außerdem leitet das zum Thema Woldemar und der Barbyschen Töchter über. Aber auch der alte Barby ist mehr für Land und Leute und erzählt von Werbekneipen und Dudelsackpfeifern und den Straßenmalern. Mit Cujacius muß man natürlich über Turner und die Präraffaeliten sprechen, wobei dann die Verwechslung von Millais und Millet geschieht, und auch wenn Melusine das so oft von Fontane aufgeworfene Thema von der Schönheit der englischen Frauen berührt, selbst oder gerade weil aus Kaprize, so hat das seine Berechtigung. Funktionell ist ihre lange Plauderei von Traitors Gate, mit dem sie Woldemars Phantasie auf die Probe stellen will; denn Woldemar pariert später mit Waltham-Abbey, weil Edith Schwanenhals dem in Armgard Verliebten mehr bedeutete als Traitors Gate mit all seinen historischen Assoziationen. Aber Melusines großes Interesse wirkt anfangs etwas forciert, bevor wir hören, daß sich ihr angesichts der blutigen Vergangenheit die Vision einer blutigen Zukunft dort auftat. War es nicht gerade Melusine, die die tiefere Bedeutung des Stechliner Sees verstand und die nicht das Eis aufschlagen wollte? Und Woldemar, versteht er überhaupt, was Melusine sagen will? Versteht er den Stechliner See? Er lächelte vor sich hin, „was die Gräfin derartig verdroß, daß sie mit einer gewissen Gereiztheit hinzusetzte: ,Sie lächeln. Da seh’ ich doch, wie sehr ich im Rechte war, Ihnen die Phantasie abzusprechen."' - Wenig überzeugend aber wirkt Armgards Erzählung von ihrem Besuch des Londoner Hauptpostamtes Martins le Grand, das Fontane an anderer Stelle einmal als das „london- hafteste Vergnügen" (vgl. „Die Große Post", Bilderbuch aus England 16 ) bezeichnet hat. Es ist ein wenig viel verlangt, wenn wir glauben sollen, daß eine Kindermuhme anstatt im Hydepark spazieren zu gehen mit einem Hansomcab den weiten Weg in die City unternimmt, um ihrem Zögling die große Post zu zeigen, und das um 6 Uhr abends, wo der Betrieb nach Fontanes eigenen Schilderungen schon im 19. Jahrhundert übermäßig groß war. Hier hat man das Gefühl, daß der Dichter Fontane in alten Erinne rangen schwelgt und selber plaudert.
Aber Plauderei bleibt im Barbyschen Hause im Grunde alles, was über England gesagt wird, dagegen wird die spätere Unterhaltung über England in Schloß Stechlin wieder symbolhaft. Bei diesem ersten Besuch der beiden Barbyschen Damen in Stechlin wird wieder alles aufgeboten, was gesellschaftsfähig ist und diesmal auch Schwester Adelheid von Kloster Wutz,