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paßt"? Mit welcher Spannung erwarten seine Freunde und das Haus Barby seine Reaktion. Man hat das Gefühl, daß das Reisefüllhorn, das Woldemar auszuschütten hatte, keiner Bonbontüte geglichen hätte, wie Melusine es erwartete, selbst wenn Professor Cujacius' plötzliches Eintreffen ihn nicht am Ausschütten überhaupt gehindert hätte. So haben wir denn im wesentlichen nur sein Telegramm: »London, Charing 'Cross-Hotel. Alles über Erwarten groß. Sieben unvergeßliche Tage. Richmond schön. Windsor schöner. Und die Nelsonsäule vor mir". Das - besonders als Doublette (an Czako und die Barbys gesandt) wurde von allen (mit Ausnahme des gütigen alten Grafen) für wenig befunden.
Woldemar entschließt sich für Armgard und nicht für Melusine. Armgards Ideal einer heiligen Elisabeth von Thüringen führt - trotz des „Andern leben und der Armut das Brot geben" - eher in die Zurückgezogenheit als in die Welt. So kommt es keineswegs als Überraschung, wenn wir hören, daß sie sich »von der im Stechliner Hause herrschenden Weitabgewandtheit angeheimelt gefühlt' hatte; und schon nach wenigen Wochen sehnt sie sich nach Schloß Stechlin. Woldemar »hätte nichts Lieberes hören können. Was Armgard sagte, war ihm aus der eigenen Seele gesprochen. Liebenswürdig und bescheiden wie er war, stand ihm längst fest, daß er nicht berufen sei, jemals eine Generalsgröße zu werden, während das alte märkische Junkertum, von dem frei zu sein er sich eingebildet hatte, sich allmählich in ihm zu regen begann". Dies sind starke Worte, die bedenklich stimmen. Der alte Stechlin brauchte sich nicht zu sorgen; Pastor Lorenzen schien recht zu behalten: »der Kronprinz, nach dem ausgeschaut wurde, hält nie das, was man von ihm erwartete". »Die Zeit wird sprechen, und neben der Zeit das neue Haus, die blasse junge Frau und vielleicht auch die schöne Melusine". - »Bleibt freilich als Hauptfaktor noch die Komtesse" hatte Lorenzen schon zu Melusine gesagt, als diese ihm das Versprechen abnahm, Woldemar weiter eine Stütze zu sein. Denn daß er einer solchen Stütze bedurfte, hatte Melusine früh erkannt. Sie zweifelte nicht an seinem edlen Charakter, aber wohl an dessen Festigkeit. Und wenn Woldemar schon selber an seiner Bedeutsamkeit zweifelte, so auch Melusine. „Er ist auch geistig nicht bedeutend genug, um sich gegen abweichende Meinungen, gegen Irrtümer und Standesvorurteile wehren zu können". Aber den großen Zusammenhang der Dinge zu erkennen, wie der Stechlin es lehrte, danach zu urteilen und handeln, dazu gehörte Geist und Charakter.
Es ist bedeutsam, daß beim Abschiedsfest des Regiments, bevor Woldemar und Armgard in das weitabgewandte Stechliner Herrenhaus einziehen, noch einmal das England-Motiv anklingt, denn der ihm besonders wohlwollende Kommandeur sprach in seiner Rede von den schönen gemeinsam durchlebten Tagen in London und Windsor. Diese liegen zurück und so auch die hoffnungsvollen Kronprinzentage von Lorenzens Zögling. Das
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