alte märkische Junkertum hatte sich bereits in ihm zu regen begonnen. Von Woldemar und Armgard ist wohl für die Zukunft wenig zu erwarten. Und so bleibt Melusine das letzte Wort, das die Botschaft des Dichters an seine Zeit weitergibt, daß es nicht nötig sei, daß die Stechline weiterleben, „aber es lebe der Stechlin."
Woldemar und Armgard sind schwach, in doppelter Bedeutung, als Charaktere und in künstlicher Gestaltung, aber sie sind doch konsequent durchgeführt. Es scheint, daß Fontanes Kunst der Andeutung und Aussparung hier zu weit gegangen ist . 19
Die ältere Forschung hat so oft den lockeren Bau des Romans betont, daß bei näherer Untersuchung eines Einzelmotivs, wie des Englandmotivs, die sorgfältige und kunstvolle Verflechtung fast überraschend wirkt. Diese geht bis in die Nebenszenen, wo wir zum Beispiel den beiden Kutscherfamilien der Barbys und Berchtesgadens begegnen und der „martialisch wie gutmütig dreinschauende" Mecklenburger Imme dem hageren, sehnigen, sportlich aussehenden Engländer Robinson gegenübergestellt wird. Auch für Imme hat „dear old England" einen Glanz der Erinnerung zurückgelassen, und mit Humor schildert Fontane das freundschaftliche Verhältnis dieser beiden Männer. Das Bild des Engländers erscheint aus kleinbürgerlicher Sicht durchaus positiv, wenn auch nicht unkritisch. Frau Imme trifft alle möglichen Vorbereitungen für den Besuch Robinsons, der „als ein verwöhnter Engländer, immer der Neigung nachgab, alles Deutsche, wenn auch nur andeutungsweise, zu bemängeln". Doch bekennt auch sie sich zu Koselegers Ansicht vom höheren Grad englischer Gesittung, denn „Robinson ißt immer so wenig, wiewohl er den Streußel ungeheuer gern mag. Aber so sind die Engländer, sie sind nicht so zugreif sch . . .!"
Die Gestalt des Dr. Pusch, der auch zum Englandmotivkreis gehört und der „doppelt drüben" war, „erst drüben in England und dann drüben in Amerika" ist eine wenig integrierte Gestalt.
Das Englandmotiv im Stechlin erfüllt eine rein künstlerische Funktion. So ist das Englandbild, das sich hier abhebt, im wesentlich positiv, weil es als Symbol einer freieren, fortschrittlicheren, zivilisierteren Gesellschaft mit der Enge und Rückständigkeit der märkisch-preußischen Welt kontrastiert wird. Nur einmal klingt auch eine kritische Note durch und zwar in besonderer Schärfe in den Worten Lorenzens: „Und dabei so heuchlerisch: sie sagen »Christus' und meinen Kattun". Doch haben diese Worte im thematischen Zusammenhang des Stechlin-Romans wenig Bedeutung; sie stehen innerhalb eines Gesprächs über England, das sich aus Woldemars Mission ergeben hat, und ihre Funktion hier ist, Dubslav zum wiederholten Bekenntnis seiner mehr Rußland zugeneigten Anschauung herauszufordern, während der liberal gesinnte Lorenzen trotz seiner Kritik dem Lande des Fortschritts zuneigt. Die zugespitzte Antithese von Christus und Kattun