entspricht nur rein äußerlich Formulierungen wie Wutz und Windsor oder Astrachan und Colchester, deren thematischer Bezug von Wichtigkeit ist. So dürfen wir Gesprächsinhalte nur in ihrer Beziehung zum Gesamtthema bewerten. Fontanes durchaus nicht unkritische Haltung der englischen Gesellschaft und Politik gegenüber finden wir in seinen Englandaufsätzen und seinen Briefen, vor allem den Briefen der letzten Jahre, aber nicht im Stechlin.
Das Englandthema ist nur ein kleiner, wenn auch bedeutsamer Bestandteil des Motivkomplexes, der im Symbol des Stechlinsees seinen Mittelpunkt hat. Seine Untersuchung trägt bei zur Interpretation des Gehaltes wie zum Verständnis der künstlerischen Gestaltung des Romans, aber kann nur einen kleinen Teil des reichen Gedankengewebes zu erfassen versuchen. Es besteht bei einer solchen Untersuchung eines Einzelmotivs immer die Gefahr, daß dieses in den Mittelpunkt zu rücken scheint. Damit verschiebt sich dann auch leicht die Perspektive, vor allem der Gestalten. Als Gestalt steht Dubslav von Stechlin im Mittelpunkt des Romans, nicht Woldemar und Armgard, nicht Graf Barby und auch nicht Melusine. So verklingt denn in der letzten Kapitelgruppe Sonnenuntergang das Englandthema fast ganz. Wir befinden uns nur noch in dem stillen Ruppiner Winkel, wo ein alter Mann dem Ende seines Lebens entgegengeht. Es kümmert uns nicht mehr das „Dadraußen", auch nicht die äußere Welt des alten Junker, die mit ihm dahinschwindet. Es kümmert uns nur noch die innere Welt des sterbenden Dubslav von Stechlin, die eine weite Welt war, denn es war die Welt eines wahren und liebenswürdigen Menschen.
Anmerkungen
1 Vgl. Meine Kinderjahre, 4. Kap., Nymphenburger Ausgabe Bd. XIV, S. 40.
2 Brief an Friedrich Eggers v. 25. April 1856. Hier zitiert nach dem Original. Fehlerhafter Abdruck in: Briefe Zweite Sammlg, Berlin 1910, Bd. 1, S. 145 f.
3 Brief an seine Frau v. 29. April 1870. Briete an seine Familie, Berlin 1905, Bd. 1, S. 186 f.
4 Aus England und Schottland, Nymphenburger Ausgabe Bd. XVII, S. 41 ff.
5 Veröffentlicht in Julius Petersen: Fontanes erster Gesellschaftsroman. Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Jg. 1929. Phil.-Hist. Kl. Berlin 1929, S. 480-562.
6 ebda S. 487
7 ebda S. 501
8 Der Entwurf zu Allerlei Glück ist jetzt auch abgedruckt im 5. Bd. der Hanser- Ausgabe von Fontanes Werken. Die zitierte Stelle steht auf S. 636.
9 ebda S. 686.
10 ebda S. 663 f.
11 Hanser Ausgabe Bd. 5, S. 1004.
12 [Lorenzen:] „Einen Brunnen graben just an der Stelle, wo man gerade steht. Innere Mission in nächster Nähe, sei's mit dem Alten, sei's mit etwas Neuem.' „Also mit dem Neuen", sagte Woldemar und reichte seinem alten Lehrer die Hand.
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