Heft 
(1967) 5
Seite
196
Einzelbild herunterladen

Königl. Garde-Pionier-Corps ein Jahr. Darauf wurde er in ein anderes Banquier-Haus (Firma: A. Koehne) als Kassenführer und Disponent enga­giert, wo er bis 1823 blieb.

Seine Neigung zur Kunst war von früher Jugend an. (Sein erster Zeichen­lehrer war der Buchbinder und Maler Lemmerich in Cottbus). Alle seine Mußestunden wurden durch Übungen im Zeichnen ausgefüllt, aber natür­lich wie es ohne gründliche Anweisung geschehen kann. Die Neigung wurde immer reger und ohne Aussichten, in dem leider für ihn verfehlten Fache als Banquier ohne pecunaire Fonds ein Glück machen zu können, wurde der Entschluß reif, seine begonnene Laufbahn zu ändern und sich ganz der Kunst hinzugeben. Er gab sein Fach auf, und besuchte, da ihm durch den gütigen Rath des damals noch lebenden Herrn Professor Schu­mann der freie Unterricht der Klassen bei der Königl. Akademie der Künste ausgewirkt wurde, den Unterricht daselbst (1823). Da er eine besondere Vorliebe für das Fach der Landschaft hatte, machte er eine Reise nach Dresden und der Umgebung. Nach einigen Monaten nach Berlin zurück­gekehrt, wurde ihm der Antrag gemacht, die Stellung als Decorations- maler bei dem damals neu zu gründenden Königsstädtschen Theater anzu­nehmen. Ermutigt durch den Rath des Ober-Landes-Bau-Direktor Herrn Schinkel, dem einige Entwürfe zu Theaterdecorationen von ihm vorgelegt wurden, nahm er die Stellung an, um doch vorläufig eine gewisse Existenz zu erlangen. Im Ende des Jahres 1824 verheirathete er sich.

Durch die vielen bittern Kabalen von Personen, die hier nicht zu nennen sind, wurde er bewogen, im September 1827 seine Stellung bei diesem Theater aufzugeben.

Im Herbste des Jahres 1828 unternahm er eine Reise nach Italien. Leider währte der Aufenthalt, wegen nicht vorhandener nöthiger Mittel, nicht lange. Ende des Jahres 1829 kehrte er nach Berlin zurück. Seine Lage war nunmehr auch, wie immer, nicht günstig. Die 1831 durch den Tod des Professor Lütcke erledigte Lehrstelle bei der Königl. Akademie der Künste, gab ihm wiederum neue Hoffnung und durch die große Vergünstigung des hohen Senats wurde ihm diese Stelle zu Theil. Gleichzeitig erhielt er die Auszeichnung des Characters als Professor und 1835 die eines ordentlichen Mitgliedes der Königl. Akademie der Künste.

Berlin im Mai 1935."

Von dieser von einem schweren Behauptungskampf des hochtalentierten Malers zeugenden Darstellung der Tatsachen ging Fontane aus, um sie durch Urteile und Zeugnisse von Freunden sowie Weggefährten zu er­gänzen und zu bereichern. Zunächst nimmt sich jedoch der Dichter noch das Tagebuch Blechens von jener bedeutenden Italienreise vom Septem­ber 1828 bis zum 20. November 1829 vor, die in seinem künstlerischen

196