Heft 
(1967) 5
Seite
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Werdegang zum entscheidenden Erlebnis wurde durch die Abkehr von einer schwärmerischen Romantik, hin zu einer wirklichkeitsgetreuen, licht­erfüllten Landschaftsmalerei. Fontane findet jenen jubelnden Glücksruf Blechens in einem Brief aus Rom vom 1. November 1828:

Endlich kann ich den Mund aufthun und meine Freunde mit Frohsinn begrüben. Die Begierde, dieses Land zu sehen, war überreif und jetzt, wo sie befriedigt, wird mir die Heimat erst wieder lieb und die Rückkehr dahin wünschenswert, da ich mit Sicherheit empfinde, daß ich so viel Schätze nicht zu eigenem Besitz und Privatgebrauch mitbringe, sondern daß sie mir und anderen durchs ganze Leben hin zur Leitung und Fordernis die­nen sollen.

Über das Tiroler Gebirge bin ich wie weggeflogen, Verona und Venedig habe ich gut, Ferrara und Bologna flüchtig, Florenz kaum gesehen, denn die Begierde, nach Rom zu kommen, war so groß und wuchs so sehr, daß nirgends ein Bleiben mehr war. Nun bin ich hier und ruhig. Und wie es scheint, ist auch mein ganzes Leben beruhigt. Denn es fängt ein neues Leben an, wenn man das mit Augen sieht, was man theilweise schon aus­wendig kann."

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Durch vielgestaltige literarische Arbeiten in Anspruch genommen, konnte sich Fontane erst im Jahre 1882 wieder mit der Gestalt Blechens beschäf­tigen, als die Herausgabe seines KapitelsSpreeland" bevorstand. Auf eine entsprechende Anfrage bei dem Berliner Kunsthändler C. Kuhtz über die Schaffensmöglichkeiten Blechens antwortete dieser unter dem 4. Januar 1882 wie folgt:

Der Zeitraum, in welchem die künstlerischen Schöpfungen des Blechen entstanden, war eine für alle Künstler überaus ungünstige Einige Kunst­vereine und wenige Privatpersonen ausgenommen, gab es überhaupt keine Käufer von Kunstwerken. Dazu kam, daß die Blechensche Auffassung und Darstellung der Natur, wie sie in ihrer Eigenartigkeit an das Publikum herantrat, dasselbe befremdete, ich möchte sagen verblüffte; er hatte eben die gewohnte, ausgetretene Straße verlassen, und nichts verletzt die große Masse mehr, als wenn ihr zugemuthet wird, bei dem Beschauen eines Kunstwerkes zu denken. Trotz dieser allgemeinen Abneigung des Publi­kums gegen seine Werke fand Blechen doch einige Käufer für dieselben. Decker hat, so viel ich weiß, seine Bilder direkt von dem Künstler erwor­ben, ob Brose, glaube ich nicht. Ich weiß, daß letzterer den größten Teil seines Besitzes durch die Vermittlung des Kunsthändlers Sachse erhalten hat, der ja damals allein den Verkauf moderner, namentlich Berliner Bilder besorgte. Als ich mein Bild ,Aus dem Mühlthale bei Amalfi' von Sachse kaufte, befanden sich eine Anzahl Blechenscher Bilder in seinem Lokale. Der Verein der Kunstfreunde im Pr. Staate erwarb das Bild ,Semnonen'

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