Ist es denn möglich, frage ich, wie kommt es, daß ich für das Bewußtsein, Gottes Natur erkannt und empfunden zu haben (und ich hoffe es besser empfunden zu haben als gewiß manche andre meines Berufs) und dafür, daß mein Pinsel nicht so zittert und über den Fibelanfang der Kunst hinweg ist, dafür, daß ich meine geringen Vermögens-Umstände der Kunst geopfert, dem Staate nichts gekostet und mich nun ganz erschöpft habe, daß ich dafür die Kränkung haben muß, mit einer kleinen, gekürzten Summe, zum Spott aller Unkundigen, in den öffentlichen Verhandlungen hinterdrein gedruckt zu werden!
Wie muß ich mich schämen, wie stehe ich gegen die Übrigen allein, unbeachtet und werthlos da! Was muß die öffentliche Welt denken, die die Ausstellungen besucht; was müssen all die Kunstfreunde und selbst die Künstler denken, die noch nicht fest und nicht ganz vorurtheilsfrei sind in ihren Ansichten über Kunst? Müssen sie nicht irre werden an sich selbst, müssen sie sich nach diesen öffentlichen gedruckten Zahlen nicht einfach sagen; daß das Bessere am Ende doch nicht so gut und das nicht so Gute doch besser ist? - Warum werde ich denn so sehr zurückgesetzt?
Sind die Zeiten eines Raffael, Tizian, Poussin, Rubens, Ruysdael, Everdin- gen, Hobbema so ganz geistig von uns gewichen, daß dem nichts wird, der mehr thut als mit der Kunst nur tändelt und unkundigen Auges fröhnt! Und ist es denn wohl recht, daß der, der es nicht so redlich in der Kunst meint, mehr Anerkennung und reichlicheren Lohn erntet? Und ist denn das rechte Herz, das warme Blut und der Geist in der Kunst eine so unbedeutende Sache, daß dem gar nichts zu Theil wird, der davon in seinen Werken mittheilt, während bei andern nur Geistesschwächen und Gefühllosigkeiten durchschaun? Was hilft's mir, wenn ich Anerkennung finde? Der gesammte Vorstand des Vereins für Kunstfreunde, die höchste Instanz, die dem Publikum Klarheit gibt, die lauteste, entschiedenste Stimme, diese erhebt oder setzt herab und zwar - durch die That!"
Fontane erkannte nach diesen sorgfältigen Quellenstudien Blechens schwere Lebensschicksale, sein hartes Ringen um Anerkennung, seine materiellen Sorgen und seine Enttäuschungen, nicht seinem inneren Wert gemäß anerkannt zu werden. Als er nach Abschluß dieser Arbeiten versucht, eine Einteilung von Blechens Gemälden nach ihren Stilprinzipien vorzunehmen (eigentliche, heroische, phantastische und groteske Landschaften sowie solche mit einfacher Staffage oder solche, in denen architektonische Darstellungen überwiegen), kommt Fontane zu folgender aus wirklicher Sachkenntnis quellender Feststellung: „Um ihm gerecht zu werden, muß man ihn aus seiner Zeit heraus beurteilen und für seine Zeit war er phänomenal. Ein Maler - Genie ersten Ranges, was einem erst dann voll entgegentritt, wenn man seinen wundersamen künstlerischen Bildungsdrang überblickt. Außer an Claude (Lorrain) und Poussin und Domenichino erinnert er, unter den Modernen ganz besonders, an Böcklin. Ich glaube,