daß es der Kunsthistorie dermaleinst Vorbehalten sein wird, diese Parallele zu ziehen. Auch in ihrem äußeren Leben ergeben sich viele Verwandtschaften. ,Das Semnonenlager', die ,Teufelsbrücke', ,Der einschlagende Blitz' und mehrere der unheimlich düsteren Blechenschen Landschaften könnten auch von Böcklin herrühren. Auch mit ähnlichen Widersachern, persönlichen und sachlichen Gegnerschaften hat Böcklin zu kämpfen gehabt, des Letzteren Glück war nur, daß sein Leben in eine reichere, den bildenden Künsten mehr zugewandte Zeit fiel, so daß sich leichter eine ,kleine Gemeinde' bilden konnte. Auch Blechen hatte solche .kleine Gemeinde', aber (wie alles damals) ohne Geld."
Wie treffend Fontanes Urteil vom Jahre 1882 war, ergibt sich aus einer Gegenüberstellung mit einer der jüngsten Blechen-Veröffentlichungen, dem Heft 1 der Veröffentlichungen des Museums Cottbus „Der Maler Carl Blechen" (Cottbus 1963). Darin schreibt Dr. Herbert Scurla in einer zeitgeschichtlichen Studie: „Carl Blechen hatte den Hunger gewählt, als eisernen bürgerlichen Beruf aufgab und frei schaffender Künstler wurde. Da er von den Einnahmen als Mitglied der Akademie nicht leben konnte und es als Künstler ablehnte, .unkundigen Augen zu fröhnen', das heißt nach dem Geschmack zahlungskräftiger Kunden zu malen, wurde er ein frühes Opfer des eben aufblühenden Kunsthandels, der nach kapitalistischer Weise bestrebt war, so billig wie möglich einzukaufen und so teuer wie möglich zu verkaufen. Carl Blechen, bereits krank und in seinem fruchtbaren Schaffen frühzeitig gehemmt, ist ausgebeutet worden wie wenige Künstler seiner Zeit." Und zur stilgeschichtlichen Betrachtung liest man im selben Heft folgende Zeilen von Dr. Vera Ruthenberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Berliner Nationalgalerie: „Blechen nimmt in diesem Gemälde (Theater von Taormina) viel von dieser Stimmung auf, die auch die Werke der italienischen Periode Böcklins später auszeichnet, doch bleibt er zarter, lyrischer als Arnold Böcklin, der seine antiken Fabelwesen dominierend in die italienische Landschaft komponierte."
Soviel über die künstlerische und persönliche Charakteristik Blechens, über den Fontane an anderer Stelle einmal spricht als „großer, schöner Mann, dunkelblond, finsteres, schönes Auge ,wie ein Falke' - ganz so wie es uns das Bildnis von Eduard George in der Nationalgalerie verrät.
Diese Darstellung ist nun zu ergänzen durch die Charaktere dreier Frauen, die entscheidend in Blechens Laufbahn eingriffen. Die erste ist die 1806 geborene Sängerin Henriette Sontag, die schon mit 15 Jahren als Opernsängerin auftrat, dann in Wien und Leipzig mit großem Erfolg gastierte und 1824 an das neue Königstädtische Theater nach Berlin berufen wurde. Von da an begann ihre Glanzzeit, die ihr später Weltruhm eintrug. Über ihren Zusammenstoß mit Blechen, der ebenfalls von 1824 an dort als Bühnenmaler arbeitete, berichtet dessen Schüler A. Hagen am 17. Oktober 1857 an Bankier Brose:
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