Heft 
(1967) 5
Seite
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noch trauriger mit ihm gehen sollte. Herzlichst und ergebenst Ihre Hen­riette Blechen."

Aus diesen Zeilen erkennt man mit aller Deutlichkeit den starken Charak­ter und die edle Gesinnung Henriettes, die ihrem Mann, der zwar geistig weit über ihr stand, alles opferte und ihn getreulich bis ans bittere Ende pflegte. Fontane traf also mit seiner knappen NotizSie liebte ihn sehr und er anerkannte das" durchaus das Wesentliche. Carl Blechen ist am 23. Juli 1840 in ihren Armen verstorben. Bald nach dem Tode ihres Mannes reiste sie nach Cottbus zu ihrer Schwiegermutter. Fontane vermerkt dazu: Sie wird dort gut aufgenommen, gefällt der Mutter und gefällt sich im Hause derselben. Sie muß also gut, verständig, traitable gewesen sein."

Sie war mehr als das. Der Dichter kommt bei der Durchsicht der Briefe Henriettes an Sachse nochmals auf die Behauptungen von Blechens unglück­licher Ehe zurück und stellt mit Nachdruck fest:Wenn es so gewesen ist, so ist nicht die Frau dafür verantwortlich zu machen. Im Gegenteil, nicht nur aus der Handlungsweise der Frau, wie sie sich in ihrem Testament und anderen Dingen ausspricht, sondern namentlich auch aus etwa 30 mir vor­liegenden Briefen und Briefchen der Frau geht hervor, daß es eine sehr gute, sehr verständige und ich schreibe dies Wort mit allem Vorbedacht nieder, eine sehr edelmütige Frau gewesen ist, ganz schlicht, ganz einfach, ganz ohneHöhere Bildung", aber von allergesundestem Menschenverstand und nicht bloß von richtigem, sondern auch von feinem Gefühl. Am mei­sten zeigt sich dies in ihrer Haltung der Bettina gegenüber. Bettina wirft ihrArgwohn" vor und sie hatte gewiß ein gut Theil von diesem ,ächt märkischen Charakterzuge'. Aber es fragt sich, inwieweit sie dazu berech­tigt war. Ihr war das Schön-Redensartliche verhaßt und in ihrer Abneigung dagegen ging sie vielleicht zu weit. Das ist aber schließlich nicht Schlim­mes." - Henriette Blechen starb am 18. Oktober 1847 und hinterließ alle ihr verbliebenen Werke Blechens der Akademie für eine Stiftung, um jungen, unbemittelten Künstlern eine Reise nach Italien zu ermöglichen. So hat sie über seinen und ihren Tod hinaus Blechens Namen in höchsten Ehren gehalten. 1854 erfolgte die Versteigerung mit einem Erlös von 1952 Talern. 1880 reiste der erste Blechen-Stipendiat, Viktor Freudemann, ins Ausland.

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