an Dr. Eugen Wolff 12
Berlin, 16. April 95,
Potsdamer Straße 134 c
Hochgeehrter Herr.
Wie verabredet, habe ich heute nach Tisch mit Freund Heyden 13 über „ja“ und „nein“ gesprochen. Er entschied sich leider für „nein“, was Sie, hochgeehrter 'Herr, nicht auf eine Unfreundlichkeit deuten dürfen; er zählt umgekehrt zu den immer bereiten, wo sich’s darum handelt, jemanden durch ein Wort zu Diensten zu sein. Er setzte mir aber auseinander, daß das nicht ginge; seine Stellung am Theater (er wird in bestimmten Fragen, namentlich des Kostüms etc., gelegentlich zu Rathe gezogen) beruhe darauf, daß er sich in Personalien nicht einmische, niemanden zu Liebe oder zu Leide spräche, auch jede Intervenierung vermeide. Dies alles läßt sich hören. Ich bedaure sehr aufrichtig, Ihnen nichts Erfreuliches schreiben zu können; hoffentlich erfüllt sich Ihnen, was Sie wünschen, auch ohne solche Einführung. Wenn aber nicht, so bitte ich Sie, dem Nicht-Erfolg keine Thräne nachweinen zu wollen. In vorzüglicher Ergebenheit, Th. Fontane.
an Emmy Seegall 14
Berlin, 22. Juli 95, Potsdamerstraße 134 c
Mein gnädigstes Fräulein.
Ich kann Ihre freundliche Frage nicht mit voller Sicherheit beantworten, auch die besten Nachschlagebüdier sagen nichts. Ich glaube, es giebt 2 Antworten. Nach der einen heißt es einfach „diabolische Schönheit“ 13 im Gegensatz zum hübschen harmlosen Milchsuppengesicht,
im andern Falle heißt es: in der Jugend ist alles hübsch, auch: der Deibel. In diesem Falle aber, der der glaub ich gewöhnlichere ist, mischt sich nicht die geringste Vorstellung vom „Diabolischen“ mit ein. Mit dem Wunsche, daß Sie durch etwas Seraphines ganz außer Frage gestellt sind, in vorzüglicher Ergebenheit. Th. Fontane.
Empfänger unbekannt
Montag, 21. Sept. 96
Statt der „Gedichte“ schicke ich vorläufig „Effie Briest“, meinen letzten, zu Weihnachten vorigen Jahres erschienenen Roman. Mit meinen „Gedichten“ geht es mir immer tragikomisch. Mein Herr Verleger (Wilh. Hertz) 16 — mit dem ich übrigens auf dem besten Fuße stehe, weil ich Friktionen diplomatisch vermeide — ist ein sehr diffiziler Herr, dessen